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26.11.2005

Geheimnisvolle Schwedenschanzen
 

Neue Erkenntnisse zu den uralten Schwedenschanzen in Altoschatz hat die Vorsitzende des Oschatzer Heimatvereins Gabriele Teumer gesammelt und jetzt erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.
Wird heute über die "Schwedenschanzen" gesprochen, so erinnern sich viele Oschatzer, wie sie als Kinder dort rodeln waren. An der Kleinbahnstrecke sind die nahe Altoschatz gelegenen bewaldeten Hügel der landschaftlich schönste Teil der Strecke. Doch was hat das mit Schweden zu tun und warum sprechen hier Ortsansässige geheimnisvoll, aber unverständlich davon, dass es hier mal eine Verteidigungseinrichtung gab? Die Heimatvereinsvorsitzende Gabriele Teumer aus Kleinforst hat das geheimnisvolle Naturrelikt "Schwedenschanze" näher beleuchtet. Auf ihre Erkenntnisse waren beim jüngsten Treffen des Heimatvereins 40 Geschichtsinteressierte gespannt. Die Vereinsvorsitzende ergänzte bisherige Erkenntnisse mit neuen - teils eigenen - Nachforschungen. Der von drei Wehranlagen [Wällen) umgebene Siedlungsverhau entstand in der so genannten "Eisenzeit" um 800 vor Christi, wovon zahlreiche Scherben und eiserne Funde Zeugnis ablegen, die auch im Stadtmuseum zu besichtigen sind. Die 60, 120 und 180 Meter langen und bis zu zehn Meter senkrecht hohen Schutzeinrichtungen bestanden aus Baumstämmen und waren im oberen Bereich eines Schutzgitters begehbar. Die Anlage selbst diente in strategisch günstiger Lage als Flieh- und Schutzburg der umliegenden sorbischen Dörfer. Auch als Versammlungs-, Fest-, Richt- und Opferplatz wurde dieser Burgwall genutzt.

Die Vereinsvorsitzende zeigte computerbearbeitete alte Karten und Zeichnungen (unter anderem 1586 von Roeder) und Luftaufnahmen, auf denen die Wallanlagen und ihr Umfeld gut zu erkennen waren. Schließlich bezog Gabriele Teumer auch die Theorie von Professor Gerhard Billig ein, dass der Burgwall zu Altoschatz im Bereich einer uralten Straße auch als Burgward von Oschatz gelten könnte.
Die bis in die frühdeutsche Zeit (um 1000) genutzte Anlage hat ihren Namen von einer slawischen Abwandlung des Wortes "Sweta". Die Schwedenschanzen haben also nichts mit den hier im 30-jährigen Krieg lagernden Schwedentruppen zu tun.
Reiner Scheffler


Gabriele Teumer, die Vorsitzende des Oschatzer Heimatvereins erläuert ihre Kenntnisse zur Anlage in Altoschatz anhand von informativen Karten, die sie teilweise am Computer überarbeitet hat.
Foto: Dirk Hunger
 


19.05.2005

Den Schicksalen Kriegsgefangener gedacht
Interessante Ausstellung zum Kriegsgefangenenlager Stalag IV-G bis 4. Juni
 

Am 8. Mai 2005 wurde der 60. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges begangen. Auch der Oschatzer Heimatverein hat zu diesem historischen Ereignis einen eigenen Beitrag geleistet.
Das Kapitel über die Gefangenenlager in Oschatz (Stalag IV-G), in dem mehrere tausend ausländische Kriegsgefangene in der Zeit von Februar 1941 bis 1945 interniert waren, blieb in der Vergangenheit nahezu unberührt. Die Mitglieder des Heimatvereines haben zu diesem Thema eine Ausstellung vorbereitet. Sie wurde am 8. Mai im Oschatzer Rathaus mit Angehörigen ehemaliger Kriegsgefangener aus Australien, Großbritannien und Russland mit einem Festakt eröffnet.
"Mir stehen noch heute die Tränen in den Augen, wenn ich an diesen emotionsgelandenen Festakt denke", erzählt Gabriele Teumer, Vorsitzende des Oschatzer Heimatvereins, der zurzeit rund 50 Mitglieder hat. "Alles begann vor ungefähr 5 Jahren, als uns die ersten Mails von Hinterbliebenen mit Fragen nach dem Kriegsgefangenenlager in Oschatz erreichten." Schnell entwickelte sich daraus rege Kontakte und erste Zeitzeugnisse – Fotos, Dokumente, Briefe und Tagebücher – erreichten den Heimatverein. So begann man vor einem Jahr intensiv mit der Idee einer sorgsam recherchierten Aufarbeitung dieser wohl unrühmlichen, aber dennoch existierenden deutschen Geschichte auseinanderzusetzen. Ziel war eine Ausstellung, die zum 60. Jahrestag des Kriegsendes eröffnet werden sollte. "Wir bekamen nicht nur die großartige Unterstützung durch die Hinterbliebenen der Väter, die Oschatz als Kriegsgefangene erleben mussten, sondern auch durch unsere Mitglieder des Heimatvereins, durch Oschatzer Bürger, den Oberbürgermeister der Stadt Oschatz und dessen Verwaltung und nicht zuletzt durch das Team vom Stadt- nd Waagenmuseum", freut sich Gabriele Teumer über das Engagement zur Geschichtsaufarbeitung.
Feierlich präsentiert wurde das Ergebnis, die umfassende Ausstellung, am 8. Mai im Rahmen eines Festaktes. Der Einladung folgten ausländische Gäste wie Graham Howard aus Großbritannien, Jamie Hibberd aus Australien und Oxana Orechowa aus Moskau. Dabei erinnerten in emotionalen Reden OBM Andreas Kretschmar an die letzten Tage des Krieges und Gabriele Teumer an die Einzelschicksale.

Jamie Hibberd, Graham Howard und Oxana Orechowa (v.l.n.r.) sowie Maurice Tidmarsh (3.v.r.) und Roy Hackett (2.v.r.) folgten am 8. Mai der Einladung von Gabriele Teumer (M) und OBM Andreas Kretschmar

Man besuchte auch das "zentrale Aufnahmelager" in Mühlberg. Hier wurden die Kriegsgefangenen das erste Mal registriert, bevor man sie in die verschiedenen Arbeitskommandos aufteilte.

Ebenso auch die Rede von Graham Howard, der diese in deutscher Sprache hielt. Beeindruckt von allem sagte er: " Ich wünschte, meine Eltern könnten das heutige Oschatz erleben. Sie wären genauso begeistert, wie ich." Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung, die komplett zweisprachig durchgeführt wurde, von der Musikschule "Heinrich Schütz".
Zu sehen ist die Ausstellung vorerst bis zum 4. Juni im zweiten Stock des Rathauses zu den Öffnungszeiten desselben. Führungen werden nach Vereinbarung durchgeführt und können im Stadtmuseum angemeldet werden.
"Wir haben in Vorbereitung der Ausstellung so viel Material bekommen, das wir zwar nicht alles ausstellen konnten, aber aufarbeiten werden wir es auf jeden Fall", so Gabriele Teumer abschließend. "Dankbar sind wir auch für weitere Informationen und Hinweise, da Oschatz über 30 Außenlager in ganz Sachsen hatte. Und ich wünsche  mir, dass es nie wieder zu einem Krieg kommt, der solche Familienschicksale heraufbeschwört.

Tilo Schroth
 


10.05.2005

Bewegender Festakt weckt Erinnerungen
 

Oschatz. Zu einem Festakt anlässlich des 60. Jahrestages des Kriegsendes und der Einweihung der Ausstellung "Kriegsende 1945 – Kriegsgefangene in Oschatz" lud die Stadtverwaltung Oschatz am Sonntag in das Rathaus ein.
Oberbürgermeister Andreas Kretschmar begrüßte dazu ganz herzlich Jamie Hibberd aus Australien, Graham Howard, Maurice Tidmarsh und Roy Hackett aus England sowie Oxana Orechowa aus Russland. Ihre Vorfahren befanden sich damals in Oschatz in Kriegsgefangenenschaft. Der Einladung in das Rathaus folgten auch Landrat Robert Schöpp, der CDU-Landtagsabgeordnete Frank Kupfer, Stadträte und Jugendstadträte, Unternehmer des Jahres sowie Mitglieder des Oschatzer Heimatvereins. Es sei unendlich wichtig, vom Schicksal der Kriegsgefangenen zu hören. Die Männer und Frauen aus den genannten Ländern seien alle mit dem gleichen Ziel nach Oschatz gekommen: Die Erinnerungen ihrer Väter und Großväter lebendig zu erhalten und zu bewahren, betonte Kretschmar. Er würdigte auch das Wirken der beherzten Frauen und Männer, denen es im April 1945 gelang, die damalige Naziführung zum Aufgeben zu überreden und die Stadt Oschatz dadurch vor der Zerstörung bewahren. Erst 60 Jahre nach Kriegsende erfuhr beispielsweise die Australierin Jamie Hibberd vom Schicksal ihres Vaters, dessen Flugzeug damals abgeschossen wurde und der hier in Gefangenenschaft geriet. Drei Nächte verbrachte er in Oschatz, die Aufseher liefen mit ihren Gefangenen die Elbe hoch und runter und versuchten, den Russen und Amerikanern auszuweichen, bis die sechsköpfige Gruppe schließlich flüchten konnte und dann auf amerikanische Truppen stieß. Dank der umfangreichen Recherchen von Gabriele Teumer sei die Aufklärung vieler Schicksale möglich geworden, betonte der Oberbürgermeister und bedankte sich bei ihr für das außerordentliche Engagement mit einem Blumenstrauß.

Heinz Grobnick


Oxana Orechowa aus Russland, Urenkelin eines sowjetischen Kriegsgefangenen, sieht sich hier die Tafeln der Ausstellung
"Kriegsende 1945 – Kriegsgefangene in Oschatz" im Rathaus an, die unter anderem ihrem Urgroßvater gewidmet ist


Gabriele Teumer informiert die Teilnehmer des Festaktes im Oschatzer Rathaus über ihre intensiven Recherchen zur Aufklärung des Schicksals von Kriegsgefangenen in Oschatz. Zunächst sammelte sie in Oschatz Material, später auch weltweit im Internet.

[Weitere Fotos von dem Festakt und der Ausstellung finden Sie hier.]
 


08.05.2005

Heimatgeschichtliche Rückblicke
Sonderausstellung in Oschatz
 

...der Heimatverein Oschatz hat eine Ausstellung zu den letzten Kriegstagen in Oschatz erarbeitet. Dabei wird erstmals auch das Thema der Kriegsgefangenen in Oschatz aufgegriffen und öffentlich gemacht. Ins Rollen kamen die Recherchen dazu durch verschiedene, sich häufende Anfragen bei der Vorsitzenden des Heimatvereins, Gabriele Teumer. Im Laufe der Arbeit an diesem Thema entwickelten sich Kontakte nach England, Frankreich, Russland und die USA und sogar Australien. Vom Stammlager (Stalag) IV G aus wurden Arbeitskommandos zusammengestellt, die nicht nur bei Oschatzer Firmen eingesetzt waren, sondern in weitere 30 Lager in ganz Sachsen geschickt wurden. Die Ausstellung greift viele persönliche Schicksale auf. Zur Eröffnung, heute 11 Uhr, liegt noch eine von Gerhard Heinz erarbeitete Broschüre zum Thema der Ausstellung vor. Die Ausstellung ist bis zum 4. Juni während der Öffnungszeiten der Stadtverwaltung auf dem Gang im 2. Obergeschosses des Rathauses zu sehen.

Gabriele Teumer, Herbert Berndt, Dana Bach und Gerhard Heinz vom Heimatverein bei der Vorbereitung der Ausstellung über die letzten Kriegstage in Oschatz.


01.02.2005


Zu seinem 15. Gründungsjubiläum gibt der Oschatzer Heimatverein
eine Chronik über ein bedeutendes Stadtoberhaupt heraus

Bürgermeister Robert Härtwig macht Stadtpark zur Schicksalsfrage
 

Zu seinem 15. Gründungsjubiläum hat der Oschatzer Heimatverein die erste Ausgabe einer eigenen Publikationsreihe vorgelegt. "Wir haben uns entschlossen, die Reihe mit einer bedeutenden Persönlichkeit der Geschichte zu beginnen – mit dem Bürgermeister Robert Härtwig. Vom 12. Mai 1879 bis zum 30. Juni 1914 lagen die Geschicke der Stadt in seinen Händen." schreibt die Vereinsvorsitzende Gabriele Teumer im Vorwort. Zusammen mit den Heimatfreunden Wolfgang Michael und Robert Schmidt hat sie die Redaktion für das 85-seitige Heft übernommen.
Die Verdienste von Härtwig für die Entwicklung der Stadt Oschatz sind groß. Zu ihnen zählen die Errichtung des Krankenhauses, des Stadtbades, der Gasanstalt, des Wasserwerkes, des Elektrizitätswerkes und die erste Regulierung der Döllnitz. Er ist aber auch verantwortlich für den Bau der Bürgerschule und Realschule sowie die Entwicklung der Lutherstraße zu einer prächtigen Villenstraße.

Härtwig beschreibt in der Chronik unter dem Titel "Altes und Neues aus Oschatz" detailliert und lesenswert, wie die Stadt im Jahr 1906 aussah und wohin sie sich nach seinen Vorstellungen entwickeln sollte. Dabei lag er nicht immer mit seinen Ratsherren auf einer Wellenlänge, wie das Beispiel der Wirtschaftsförderung zeigte. "Allgemein bestand und besteht heute noch der Wunsch nach einer Ausdehnung und Entwicklung der Stadt und nach Ansiedlung neuer Industrien, aber schwer ließen sich die maßgebenden Kreise überzeugen, dass dazu die Wege frühzeitig geebnet werden müssten, und dass es dazu zu spät sei, wenn ein industrielles Unternehmen Neigung zeigte sich hier niederzulassen; man glaubte damals noch vielfach dem Geheimnis der gewiss zu jener Zeit in der Gemeindeverwaltung erforderlichen Sparsamkeit darin erblicken zu sollen, dass man es mied, Straßen anzulegen, einmal weil dieses Bauen Geld koste und dann die Unterhaltungskosten nicht niedrig zu sein pflegen. Ein derartiges Sparsystem musste sich früher oder später rächen und um so größere Opfer erfordern, wenn man nicht auf eine Entwicklung der Stadt verzichten wollte."
Beinahe wäre es zum Bruch zischen Härtwig und den Stadtverordneten gekommen. Der Bürgermeister wollte unbedingt einen Stadtpark errichten. Grund: "Nun hatte Oschatz im Inneren der bebauten Stadt außer der Promenade, die weniger bietet, als sie sein könnte, nichts besonderes, was unter dem Kapitel des Reizvollen mit gutem Gewissen gerechnet werden könnte..." Doch die Räte blockierten diese Pläne. Härtwig: "Die wiederholte Zurückweisung eines Gedankens, dessen Durchführung wie auch die Erfahrung später zeigte, der Stadt offensichtlich zur eigenen Freude und zu großem Nutzen gereichen musste, ließ mich damals an der Bürgerschaft irre werden." Der Bürgermeister setzte den Oschatzern die Pistole auf die Brust: Entweder der Stadtpark wird gebaut – oder er sucht sich eine andere Bürgermeisterstelle. Das wirkte. Härtwig bekam eine Anstellung auf Lebenszeit und eine Gehaltserhöhung zugesichert und blieb in Oschatz.
Zum Schluss bringt Härtwig eine Prognose, die als sein Vermächtnis verstanden werden kann: "Nach menschlicher Voraussicht wird Oschatz eine große Stadt nie werden, möge es sich aber einer stetigen Entwicklung auch fernerhin erfreuen und möge eine einsichtsvolle, arbeitsame, strebsame Bürgerschaft stets darauf Bedacht nehmen, dass ihre Vaterstadt immer mit allen Einrichtungen versehen ist, die der Zeitgeist erfordert, damit Jedermann gern dort wohnt und sich dort wohl fühlt.



 

Die Chronik von Robert Härtwig kann in der Oschatz-Information, in dem Stadt- und Waagenmuseum und im Geschäft Dessous - Teumer in der Altoschatzer Straße zum Preis von 5 Euro erworben werden.

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