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1991

Metzradts Grab
Erinnerungen an einen gekränkten Ritter

In Höhe des Wüsten Schlosses, rund 50 Meter von der sogenannten Sternallee entfernt, befindet sich Metzradts Grab. Die Inschrift weist auf den hier beerdigten Carl August von Metzradt, Oberstleutnant und Kommandant des 1. Königl. Sächs. Schützenbatailions, Ritter des französischen Ehrenlegionsordens, gestorben am 15. Juni 1829 im Alter von 52 Jahren, hin. In der Ausgabe des „Oschatzer Land“ vom September 1923 wurden die Hintergründe des Rittertodes etwas näher beleuchtet. Danach erschoss sich Metzradt in den Nachmittagsstunden jenes Tages im Hofe des Wüsten Schlosses. Als „Beweggrund für Metzradts Tod gibt die überlieferung Verdruss über Zurücksetzung im Avancement an.“ Da der Staat durch den Wiener Kongress um die Hälfte verkleinert wurde, erlitt auch die Armee eine Halbierung.
„Da die Offiziere wie übigens auch viele von den Mannschaftenan ihren sächsischen Fahneneid festhielten, und nicht in preußische Dienste übertreten mochten, war die Laufbahn völlig verstopft.“
Den Verdruss über den Tod seines Herrn überlebte auch sein Diener nicht. Er wurde auf dem benachbarten Hügel beerdigt. In seinem Gedicht „Das Steingrab“ beschrieb Rostosky aus Leipzig die Erinnerung an seinen „sehr lieben Universitätsfreund“ Metzradt.
Doch macht gekränkte Ehre zuletzt ihn tief verzagt,
bis er die Todeskugel ins eigene Herz gejagt.
Jetzt schaust Du bei den Trümmern ein Grab gehäuft von Stein,
dort scharrten Kameraden den armen Metzradt ein.

Frank Hörügel


Der Oschatzer Heimatverein bei der Besichtigung von Metzradts Grab

 


30.04.1991

Zwei Vereine knüpfen erste Kontakte
Heimatfreunde unter sich

Zu einem Erfahrungs- und Gedankenaustausch weilten vom 26. bis 28; April Mitglieder des Filderstädter Heimatvereins unter der Leitung von Gerd Harzhauser in unserem Kreis, um mit dem Heimatverein Oschatz erste Kontakte für eine zukünftige Zusammenarbeit zu knüpfen.
Dazu hatten der Oschatzer Verein sowie der Städtepartnerschaftsausschuss ein umfangreiches Programm vorbereitet. Eine Besichtigung des historischen Ratssaales und des Turmarchivs gehörten neben vielem anderen dazu. Am Sonnabend erfuhren die Gäste in der Klosterkirche von Pfarrer Berthold Zehme interessante und wissenswerte Daten zur Geschichte des Franziskanerklosters und demzufolge zu der mit der Entwicklung von Oschatz stehenden Historie.
Den Nachmittag nutzten die Freunde und Mitglieder der Heimatvereine zu einer Wanderung in Richtung Collm, wo sie sich auf dem Albertturm einen „Überblick“ über unsere schöne Heimat verschaffen und mit den Naturfreunden in ihrem dortigen Domizil ins Geschpräch kamen.
Eine Besichtigung des Wüsten Schlosses beschloss das Programm der Exkursionen, jedoch nicht das Kennenlernen von Oschatz und seinen Menschen, was sich in einer regen Diskussionsrunde fortsetzte, an der der Stadtvorsteher Gottfried Bönisch teilnahm.


Diese Wanderung zum „Wüsten Schloss“ war für die Filderstädter sehr informativ

Eine Visite im Oschatzer Waagenmuseum, der Photo-Galerie, welche gegenwärtig Fotos von Filderstädter Fotoklubs zeigt, der Galerie Promenade, des Tiergartens und ein Treffen mit dem stellvertretenden Bürgermeister Manfred Schade bildeten den Abschluss des Treffens.
Die Gäste äußerten sich sehr angetan vom Oschatzer Stadtkern und gaben Ratschläge für seine Erhaltung sowie Sanierung.
Unter dem Strich war dieser erste Kontakt ein voller Erfolg, so jedenfalls schätzten die Teilnehmer und natürlich auch die acht Gäste den Aufenthalt ein. Die Filderstädter, welche bei Oschatzer Einwohnern liebevolle Aufnahme fanden, nutzten auch die Gelegenheit, sich bei individuellen Gesprächen näher zu kommen. Schnell fanden Gastgeber und Gäste eine „Antenne“ füreinander, was sich in einem herzlichen Miteinander wiederspiegelte.
Bleibt nur noch, eine konstruktive Weiterarbeit zu wünschen.
Der Oschatzer Heimatverein lädt für morgen, den 01. Mai, 13,30 Uhr zu einer Familienwanderung Eulensteg-Stranggraben-Wüstes Schloss-Collm ein. Treffpunkt ist die „schiefe Brücke“.


In der Klosterkirche stellte sich Pfarrer Berthold Zehme als kompetenter Gesprächspartner

 


Rund um den Collm Nr. 3 (36)

19.01.1991

Nach zwei Jahren Amtszeit auf Lebenszeit gewählt
Laudatio für Dr. Konrad Sieblist, ein Bürgermeister von Oschatz
 


Angeregt durch unsere bewegte Zeit, neugewählte Dezernenten, Bürgermeister, etc blätterte ich in alten  Zeitungen, um vielleicht wertvolle Hinweise auf Arbeit, Wirkungsweise und Richtlinien der damals Verantwortlichen in den kommunalen Räten zu finden. Dabei erhielt ich im Oschatzer Tageblatt Nr. 187 vom 12. August 1924 Kenntnis von einem Artikel, der sich mit einem Rückblick der zehnjährigen Amtszeit des damaligen Bürgermeisters von Oschatz, Dr. Konrad Sieblist, beschäftigte.
Diese Zeilen möchte ich in gekürzter Form wiedergeben und hoffe auch, dass unsere Verantwortlichen in Stadt und Land wertvolle Lehren ziehen können.
Wie vielleicht ältere Oschatzer Bürger wissen, trat Dr. Konrad Sieblist am 01. August 1914, dem Tag des Beginns des 1. Weltkrieges, als 2. Bürgermeister sein Amt an. Nach zehn Amtsjahren des Dr. Sieblist würdigte man sein Verdienst vor allem in diesem bewegten Zeitabschnitt (Krieg, Inflation). So schrieb man: „ Rückschauend auf das, was unsere Stadtverwaltung in den Kriegsjahren zur Linderung der Kriegsnöte getan hat, muss man heute mit Anerkennung von der Tätigkeit des Bürgermeisters Dr. Sieblist sprechen. Dank seiner organisatorischen Befähigung hatte Oschatz seine Kohlen und Kartoffeln sowie die übrigen notwendigen Lebensmittel. Dank seiner Fürsorge erhielten die Ulanen und Ochatzer Söhne im Felde während des Krieges ihre Weihnachtsgeschenke aus der Heimat. Neben seiner, die Maßnahmen  zur Abwehr der Kriegsfolgen rechtzeitig bedenkenden Tätigkeit ordnete er im ersten Jahr nach der Amtsübernahme mit durchgreifender Hand die städtischen Finanzen. Es war nicht seine Schuld, wenn die Steuerschraube fest angezogen werden musste.“
Als diese Maßnahm gewirkt hatte, konnten noch während des Krieges die Steuersätze endlich gesenkt werden, und die Bürger hatten wieder Vertrauen in die Stadtverwaltung. Da die städtische  Geldwirtschaft in gute Verfassung gebracht wurde, konnte trotz Währungsverfall eine gute finanzielle Grundlage für die weitere Arbeit geschaffen werden. Hierzu gehört auch, dass Dr. Sieblist die Reorganisation der städtischen Sparkasse nach modernen Gesichtspunkten durchgeführt hat. Ich möchte dabei die Erinnerungstafel in der Sparkasse, die einzige Würdigung von Dr. Sieblist erwähnen.

Weiterhin setzte er sich für die Beschaffung neuer Wohnungen ein. Wenn man bedenkt, , dass in dieser Zeit Bodenkammern und Kellerräume bewohnt wurden! Da wohnte z.B. ein Erich Billert in einer Kellerwohnung in der Leipziger Str. 22.
Weiterhin setzte sich Dr. Sieblist für die Durchführung des Ferngasan- schlusses, Bekämpfung der Arbeits- losigkeit, die Einrichtung und Erhaltung der Volksküche, die abwägende Festsetzumg der Reichsmieten, die Erneuerung der Schleusenanlagen, Instandsetzung der Straßen, Verschönerung der oberen Promenade (Kinderspielplatz anstelle des alten Ratszwingers, den Städtischen Schlachthof u.v.a.m. ein.  Er leistete einen wichtigen Beitrag, dass Oschatz ein sauberes Blumenstädtchen geworden ist.. So bemerkt man auch ganz treffend,  „Wenn man mit Dr, Sieblist nicht zufrieden gewesen wäre, hätte man ihn wohl nicht schon 1918 auf Lebenszeit gewählt“.
Weiterhin schrieb man, dass Dr. Sieblist sich nachdrücklich im Bezirksausschuss für die Interessen der Bürger eingesetzt hat. Erwähnt wurde sein Umgang mit den übrigen Ratsmitgliedern, die z.T. oppositionell eingestellt waren,
„Der Tatsache, dass Bürgermeister Dr. Sieblist seine Amtsgeschäfte stets mit Entschiedenheit und Gewandtheit zu führen und sich auch in erregten Zeiten und schwierigen Situationen zu helfen gewusst hat, können wir um so mehr anerkennen, als wir unsere Meinung auch offen gesagt haben, wenn wir andrer Meinung gewesen sind als der Bürgermeister.
Der, das muss ebenfalls noch hervorgehoben werden, eine begründete Opposition objektiv einzuschätzen weiß. Erfreulich vor allen Dingen ist seine Haltung und Einstellung gegenüber den Einwohnern, die er nicht in „Bürger“ und „Arbeiter“ nach dem üblen Muster gewisser politischer Parteien trennt, sondern die er alle ale Deutsche, als Bürger ansieht, soweit sie sich nicht selbst außerhalb des Volkes stellen,“
Auch dafür gibt es viele Beispiele, die es recht aussagefähig bekräftigen. So war er z.B. Kirchenpatron und Ehrenmitglied vieler Oschatzer Vereine.

Er unterstrich das Ziel der Vereine und dass man „politische Plänkeleien und Alltagssorgen doch vor den Türen lassen solltee.“Unter den vielen Gratulanten zum zehnjährigen Jubiläum gedachte Stadtrat Göthel an die guten Beziehungen zwischen Stadtrat und Presse. Denken wir z.B. an die vielen Veröffentlichungen des Archivars Arno Ullrich, der uns soviel Heimatgeschichte darbrachte. Möge aus dem Wissen um die Heimat unsere Liebe dafür entstehen und damit auch Sesshaftigkeit!

Gerald Polster
 

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