» Die Oschatzer Industrie und Landwirtschaft «
DIE ERSTE FABRIK IN OSCHATZ ANFÄNGE DER INDUSTRIELLEN ENTWICKLUNG IM 19. JAHRHUNDERT
Auf dem Grundstück der
1373 erstmalig erwähnten und 1616 abgebrannten Mittelmühle in der
Quergasse (heute Am Mühlgraben 2) stand die Wiege der
Oschatzer Industrialisierung. In dem 1619 neu erbauten Haus gründete
der aus Apolda in Thüringen zugewanderte Lohgerber Ernst Friedrich Bock
um 1817
die erste Oschatzer Fabrik, eine
Schafwollstreichgarnmaschinenspinnerei. Aus dem Souvenirblatt von 1849, Zeichnung und Lithographie von Friedrich
August Wendler, Pirna Quelle: © Stadt- und Waagenmuseum Oschatz
DIE ERSTE FABRIK IN OSCHATZ ANFÄNGE DER INDUSTRIELLEN ENTWICKLUNG IM 19. JAHRHUNDERT
Bis 1840 beschäftigte die
Lohgerberei von Ernst Friedrich Bock 24 Personen an den von Pferdegöpeln
angetriebenen Spinnmaschinen. 1842 zog die
Lohgerberei Lochmann hier ein.
DIE SCHAFWOLL-SPINNEREI UM 1840
gegenüber der
Friedhofskirche St. Georg gelegen. Erbaut 1826/1827 von dem
Maurermeister Johann Gottfried Richter und gemeinsam mit den
Tuchmachermeistern Johann Gottfried Sturm und Carl Gottfried Witzschel
betrieben. Am 23. Juli 1849 brannte die Spinnerei ab. Die Stadt erwarb
das
Grundstück und baute 1850/1851 hier ein Armenhaus, das 1860 den Namen
König-Friedrich-August-Stift erhielt. Aus »Oschatz und seine
Hauptgebäude«.
Verlag: Herrmann Schmidt, Dresden; Druck: Ernst Blochmann, Dresden
1840. Gezeichnet von Julius Möckel, Lithographie von Renner und
Ketzschau, Dresden.
Quelle: © Stadt- und Waagenmuseum Oschatz
SATTELDECKEN- UND FILZWARENFABRIKEN AMBROSIUS MARTHAUS UM 1890 IN DER PROMENADE
Ambrosius
Marthaus entstammte einer seit 1704 in Oschatz ansässigen
Hutmacherfamilie. Er übernahm 1834 das väterliche Geschäft. Sein erster
Betrieb zur Fabrikation von Filzschuhen, Haarfilztafeln und
Satteldecken befand sich bis 1866 in der Hospitalstraße. Der Stadtbrand
von 1842 und die
gerichtlichen Auseinandersetzungen mit der Schuhmacherinnung wurden
von der aufstrebenden Firma erfolgreich überwunden. Mit der Verlegung
der Fabrik in
die Breite Straße 1866 und den nachfolgenden Erweiterungen 1872 und
1877 (Erwerb der in Konkurs geratenen Spinnerei in der Promenade 5)
wurde die
Produktion ständig ausgebaut und das Unternehmen erfolgreich in das
20. Jahrhundert geführt. Aus »Die Groß-Industrie des Königreichs
Sachsen« Verlag
Eckert & Pflug, Leipzig, 1892. Lichtdruck: Sinsel, Dorn & Co.
Leipzig; Verlag: E.M. Engel, Leipzig, 1892;
Sammlung: © Dr. Manfred Schollmeyer, Oschatz
SATTELDECKEN- UND FILZWARENFABRIKEN AMBROSIUS MARTHAUS UM 1870 IN DER BREITE STRASSE
Ambrosius Marthaus
entstammte einer seit 1704 in Oschatz ansässigen Hutmacherfamilie. Er
übernahm 1834 das väterliche Geschäft. Sein erster
Betrieb zur Fabrikation von Filzschuhen, Haarfilztafeln und
Satteldecken befand sich bis 1866 in der Hospitalstraße. Der Stadtbrand
von 1842 und die
gerichtlichen Auseinandersetzungen mit der Schuhmacherinnung wurden
von der aufstrebenden Firma erfolgreich überwunden. Mit der Verlegung
der Fabrik in
die Breite Straße 1866 und den nachfolgenden Erweiterungen 1872 und
1877 (Erwerb der in Konkurs geratenen Spinnerei in der Promenade 5)
wurde die
Produktion ständig ausgebaut und das Unternehmen erfolgreich in das
20. Jahrhundert geführt. Aus »Die Groß-Industrie des Königreichs
Sachsen« Verlag
Eckert & Pflug, Leipzig, 1892. Lichtdruck: Sinsel, Dorn & Co.
Leipzig; Verlag: E.M. Engel, Leipzig, 1892;
Sammlung: © Dr. Manfred Schollmeyer, Oschatz
FABRIK VON CENTESIMAL- DECIMAL- UND BRÜCKENWAAGEN ERNST FRIEDRICH PFITZER UM 1890
gegründet 1845 von Ernst
Friedrich Pfitzer. Mit einer breiten Produktpalette und beim Königreich
Sachsen angemeldeten Patenten erlangte die
Firma nationale und internationale Anerkennung und Auszeichnungen. In
den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts wurde der Betrieb auf dem Gelände
zwischen
Reithausstraße und Wermsdorfer Straße erweitert. Erbschaftsansprüche
in der Familie und eine Absatzkrise leiteten den Niedergang des einst
prosperierenden Unternehmens ein. 1930 war die Firma liquidiert. Aus
»Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen« Verlag Eckert & Pflug,
Leipzig,
1892 Lichtdruck: Sinsel, Dorn & Co. Leipzig; Verlag: E.M. Engel, Leipzig, 1892
Sammlung: © Dr. Manfred Schollmeyer, Oschatz
DAS THALGUT BEI OSCHATZ UM 1840
Im Vordergrund links erkennt man das Schützenhaus. Die Gebäude im Hintergrund gehören zum Thalgut. Die
Geschichte des Gutes geht bis
in die Zeit der Gründung der Stadt Oschatz zurück. Der Oschatzer
Stadtchronist Hoffmann schreibt dazu: »Das Thalgut, unter des Amtes
Gerichtsbarkeit gehörig,
ward wahrscheinlich von einem Ritter, der nicht lange nach Entstehung
der Stadt als militärischer Befehlshaber in derselben wohnte, erbauet«. Aus
»Oschatz und seine Hauptgebäude«. Verlag: Herrmann Schmidt, Dresden;
Druck: Ernst Blochmann, Dresden 1840 Gezeichnet von Julius Möckel;
Lithographie von Renner und
Ketzschau, Dresden Quelle: © Stadt- und Waagenmuseum Oschatz
DAS THALGUT BEI OSCHATZ UM 1880
Carl August Gadegast übernahm 1810 das Thalgut als Pächter und kaufte es später. Hier wurden die berühmten Merino-Schafe gezüchtet, deren
Wolle in der einheimischen Textilindustrie verarbeitet wurde, die man aber auch erfolgreich in das Ausland exportierte.
Quelle: © Stadt- und Waagenmuseum Oschatz
DAS SOMMERSCHE GUT
1849
Neben dem sehr bedeutenden
Gadegastschen Thalgut stellten auch die kleineren Oschatzer Stadtgüter
von Klefeker, Knepper, Lochmann,
Nitzsche, Röber, Sommer, Schietzel, Schuster, Wilhelm und Wobst einen
wichtigen Wirtschaftsfaktor für die Stadt dar. Hier das Sommersche Gut
in der
Bahnhofstraße. Zeichnung und Lithographie von Friedrich August
Wendler, Pirna. Aus dem Souvenirblatt von 1849. Quelle: © Stadt- und Waagenmuseum Oschatz
DAS LOCHMANNSCHE GUT UM 1849
Neben dem sehr bedeutenden Gadegastschen Thalgut stellten auch
die kleineren Oschatzer Stadtgüter von Klefeker, Knepper, Lochmann,
Nitzsche,
Röber, Sommer, Schietzel, Schuster, Wilhelm und Wobst einen wichtigen
Wirtschaftsfaktor für die Stadt dar. Hier das Lochmannsche Gut in der
Riesaer Straße. Zeichnung und Lithographie von Friedrich August
Wendler, Pirna. Aus dem Souvenirblatt von 1849.
Quelle: © Stadt- und Waagenmuseum Oschatz
DAS WOHNHAUS DES SCHIETZELSCHEN GUTES 1890
Neben dem sehr bedeutenden Gadegastschen Thalgut stellten auch die kleineren Oschatzer Stadtgüter von Klefeker, Knepper, Lochmann, Nitzsche,
Röber, Sommer, Schietzel, Schuster, Wilhelm und Wobst einen wichtigen Wirtschaftsfaktor für die Stadt dar. Hier das Wohnhaus des Schietzelschen
Gutes in der Riesaer Straße.
Quelle: © Stadt- und Waagenmuseum Oschatz
TUCHFABRIK VON CARL GELBRICHT
erbaut 1864, abgebrannt 1866 und 1866/1867 neu aufgebaut. Heute befinden sich in dem Gebäude Wohnstätten der Oschatzer »Lebenshilfe e V.«.
Quelle: © Stadt- und Waagenmuseum Oschatz
TUCH- UND FILZFABRIK VON JOHANN FISCHER
erbaut 1880. Fischer übernahm 1850 das Geschäft von seinem
Schwiegervater, dem Tuchmachermeister Friedrich Gottlieb Strunze in der
Breiten
Straße 36. Hier und später in der gemeinsamen Tuchfabrik mit Carl
Gelbricht produzierte die Firma hochwertige Tuche. Nach der Trennung von
Gelbricht
und dem Bau der neuen Fabrik 1880 »Am hohen Steg« (heute Parkplatz
gegenüber dem Eingang zum O-Schatz-Park) wurde die Tuchfabrikation
verlassen und ab
1881 die Herstellung von Schuhfilzen, Filzsatteldecken und technischen
Filzen aufgenommen. Der Betrieb ging 1936 an Rudolf Näser über und
feierte 1950
sein 100-jähriges Bestehen.
Sammlung: © Helga Dittrich, Oschatz
AKTIENSPINNEREI UM 1880
Von einer Aktiengesellschaft 1860 erbaut, 1862 abgebrannt und
wieder aufgebaut. Mit dem Niedergang des Tuchmachergewerbes wurde das
Gebäude 1877 von Ambrosius Marthaus für die Filzfabrikation erworben.
1946 gründete der Ingenieur Erich Böhm (1918–1953) hier die Elektrobau
Oschatz GmbH. Nach der
Verstaatlichung des Betriebes 1972 entstand der VEB Elektrobau
Oschatz, der bis 1991 existierte. Das erfolgreiche
Reprivatisierungsverfahren 1990/1991
brachte den Betrieb 1991 wieder in Familienbesitz. Quelle: © Stadt- und Waagenmuseum Oschatz
FIRMA KOPP UND HABERLAND UM 1924
Gegründet 1871 von Ernst
Moritz Kopp und Carl Albert Haberland. Innerhalb von 34 Jahren
entwickelte sich der Betrieb zur größten Waagenfabrik
Mitteldeutschlands. Die beiden Weltkriege und die Weltwirtschaftskrise
konnten den weiteren Aufstieg der Firma nicht bremsen. 1946 wurde der
Betrieb in
Volkseigentum überführt. Es entstand die »Oschatzer Waagenfabrik«, die
als staatlicher Betrieb bis 1990 existierte. Seit dieser Zeit wird der
Betrieb
privatwirtschaftlich weitergeführt.
Quelle: © Stadt- und Waagenmuseum Oschatz
KUNSTSTEIN- UND GRANITWERKE OTTO UND ROBERT GESSNER
Gegründet 1888 von Karl und Robert Geßner in Zschöllau. 1949
wurde der Betrieb verstaatlicht und firmierte ab 1951 unter dem Namen
VEB (K)
Kunststein und Betonwerk Oschatz. Seit 1990 stand das Betonwerk
Oschatz GmbH unter Treuhandverwaltung und wurde 1993 verkauft. Heute
befindet sich
das Unternehmen im Besitz von zwei Gesellschaftern. Die Innovationen
des Oschatzer Betonwerks wurden wiederholt regional und überregional
anerkannt
und gewürdigt. Aus »Oschatz mit dem Orte Zschöllau sowie die Umgebung in Wort und Bild« Druck: Buch- und Steindruckerei Fedor Göthel, Oschatz;
Verlag: Graphische Kunstanstalt Arthur Geil, Chemnitz
weiter
Die Lage der Stadt Oschatz
Die Wallanlagen der Stadt
Die Reformation in Oschatz
Zwischen den Stadtbränden 1616 u. 1842 I
Zwischen den Stadtbränden 1616 u. 1842 II
Zwischen den Stadtbränden 1616 u. 1842 III
Der Stadtbrand am 7. September 1842
Ansichten nach dem Stadtbrand 1842 I
Ansichten nach dem Stadtbrand 1842 II
Ansichten nach dem Stadtbrand 1842 III
Die Oschatzer Stadtviertel und Vorstädte
Die Oschatzer Industrie und Landwirtschaft
nach oben
|