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Rechen Buch von Heinrich Gottlob Uhlrich in Oschatz
vom 1.Jannuari 1782
2.Teil: Notizen zu Oschatz

Heimat- und Waagenmuseum Oschatz, Texterschließung 2004 durch Wolfgang Michael

Textseite 46

D. 29 Juny ist alhier ein Donnerwetter aufgestiegen
und gleich eingeschlagen in einen Birnenbaum bey
den Magister Schuhmacher in der Brüdergaße
¾ auf 7 Uhr Abends.

Den 5ten Sept: Ist zu Liebschütz 1 ¾ Stunden
von Oschatz eine Mordthat geschehen. Ein Bauers
Sohn hat eine Bauerstochter beschwängert
und seine Eltern haben nicht gewollt das er sie soll
heirathen, den sie ist den Eltern nicht Reich genug
geweßen also bestellt der Sohn seine Liebste
Abends hinter den Garten und spricht zu ihr ich
will 50 Thr. geben, Sie sagt nein, so sagt er 100 Thr.
Sie sagt nein, also giebt er ihr 2 Maulschellen
und wirft sie zu Boden und schlägt sie todt und
begräbt Sie in seines Vaters Garten in den
Erdbirnen und geht ruhig schlaffen mit schönsten
               Vergnügen.

Textseite 47

Des Freytags bekömmt er einen Gevatter Brief und
hat sich auch sehr lustig gemacht, und des Sontags
geht er auch 2 mahl in die Kirche und thut gar
nicht dergleichen und die Leute haben schon Verdacht
auf Ihnen, bis durch Höhere Obrigkeit ist genaue
Untersuchung gemacht worden und haben sie
richtig gefunden, und den 2 Tag darauf wurde
sie begraben und unter diesem Begräbnis
schneit sich der alte Vater in den Haltz, die Wächter
aber werden solches gewahr, auf dem Abtritte
den er war auch geschloßen und der Sohn der wahr
schon in Oschatz in Ketten und Banden den er hat
es gleich eingestanden.
(19) Und der Sohn der entsprang
 wieder aus diesem Gefängnis und noch einer mit Ihm. Sie entkamen glücklich bis nach Böhmen in dem da der Vorholtz einen Brief an seinen Vater schreiben thut und sie empfangen diesen Brief von der Post also mußte er ausgeliefert werden und kam nunmehr nach Mügeln zu sitzen und hat über 2 Jahre geseßen und ist Ihm den 14 Appril 1814 der Kopf abgeschlagen worden und der Kopf auf das Rad und der Leib in die Erde)
 
19) mit anderer Tinte und offenbar später nachgetragen


Textseite 48

Anno 1811

Den 18ten September Ist alhier auf der Döllnitz
ein Feuer aufgegangen Abends ¾ auf 10 Uhr
und in 1 ¼ Stunde 18 Häußer darnieder brandten
und 23 Familien Ihr gantzes Hab und Gut verlohren
aber es will niemand wißen wie es heraus ge-
kommen ist bey einem Fleischhauer nahmens Kraft
hat das linke Dach zuerst gebrennet wo bey das
Militär sich gut ausgezeichnet hat mit Ihren
Aushalten und Arbeiten. Sie haben den 22 September
von der Obrigkeit eine Ergötzlichkeit davor erhalten
jede Comp. 3 Kannen Bier zusammen 6 Viertel
und frey Toback des Sontags um 3 Uhr
Es war gleich wieder an diesem Ort wie 1616
die gantze Stadt ist abgebrannt und an den nehmlichen
18.Sept: wie die Hospital Gaßen ist darnieder
        gebrannt 1739

Textseite 49

Den 28ten Sept Ist alhier die hieß. Garnison
ausgemarschiert daß 2te Battallion v. Prins
Friedrich bis nach Sorau alwo sie alle mit
einander zusammen gekommen sind, es ist also
nicht so geschehen sondern 3 Regimenter sind nach
Gamentz und in die umliegende Dörfer zu stehen
gekommen. Wir haben aber 72 Mann von Dresden ein commantr. erhalten von R.Koenigs….
Den 20 Oct: Ist wieder ein Feuer aufgegangen
¼ aus 12 Uhr Abends des Sontags hinten auf
den Brühle und sind 2 Häußer darnieder gebrannt.
Es will niemand wissen wie es heraus gekommen.
Den 22 Oct: Da kam ich auf die Nachtwache
und ¾ auf 10 Uhr kam daß Geschrey Feuer
so ging wieder ein Feuer auf vor den Brüder
Thore und brannten 4 Häußer hinweg
weiß aber niemand wie es heraus gekommen ist
wahrscheinlich ist es angeleget worden.
 


Textseite 50

Den 15ten Nov: Ist Gh. Schmidt seither Baccalaurus
gewesen, zum Conrector erwählet worden
Und an seine Stelle ist Gh. Schoch berufen
worden gebürtig von Großenhayn und Cantors Sohn.
Den 24ten December: Abends um 9 Uhr ist wieder
ein Feuer aufgegangen in der Strehlischen Gaße das
Eckhauß zur Döllnitz nach dem Thore zu aber durch
Gottes Hülfe bald wieder gelöschet worden.
Dieses 1811. Jahr ist ein sehr merkwürdiges
Jahr gewesen. Die Ernte ist nicht so reichlich
ausgefallen dieweil große Hitze und Dürre
geweßen ist, die Bäume haben 2 mahl
geblühet, der Weinstock 2 mahl geblühet
man hat auch Inseln erfunden wo viele
1000 Leute können wohnen, überall hat es
 Kriegswirrnis gegeben aber wir haben doch den Frieden erhalten und auch einen Cometen und ist der Krieg mit den Rußen ausgegangen

Textseite 51

Anno 1811 Den 31. December.

Bey der Stadt Oschatz an aufgebotenen,
getraueten gebohrenen Verstorbenen und Communicanten geweßen.
Aufgeboten sind worden 71 Paare aber nur getrauet 48
Paar. Gebohren sind worden 249 Kinder nämlich
135 Söhne         4 Par Zwillinge als 5 Söhn 3 Tocht
       darunter    17 todtgebohr.    --  4    ---   8  ---
114 Töchter     38 uneheliche     --  20  ---  18  ---
Verstorben und begraben sind 182 Personen
nämlich
   18 Ehemänner              2 außerehl.Männer
                                        1   ------   Weibspers.
   17 Eheweiber    davon   3 Sechswöchnerinnen
   8 Wittwer                 114 Kinder 59 Söhne
   9 Wittwen                 und 55 Töchter
   7 Junggesellen          Communic.sind geweßen
   6 Jungfern                 3836 von welchen 2071 an der
Wochencom. und 112 Privatim commuiciret worden
Es sind also in diesen Jahr 11 Paar mehr aufgeboten
13 Paar mehr getraut 63 mehr gebohren 54 Pers. mehr gest
134 mehr com. als im vorigen Jahr.
 

Textseite 52

Anno 1812

Den 15ten Januari Ist vor dem Brüderthore die
Frau Herbin mörderisch angegriffen worden, in dem
Sie des Nachts alleine geschlaffen hatte und der Mann
verreißet gewehsen war, so haben 3 Personen ihr
alte Lappen in den Haltz gestopfet und 3 Stiche
beygebracht, und die Beine zusammen gebunten
an das Bett und die Hände auch zusammen auf
 den Rücken, so hat sie nichts mehr sagen können und haben 90 Dukaten Gold geraubet, aber die Frau ist doch
bey dem Leben erhalten worden, und es waren die
Haußleute gewesen, diese worden gleich in Verhaft
genommen
(20) und der es gewesen sollte seyn ist in der Fronveste gestorben den die seine Frau und Tochter haben es eingestanden er aber nicht dießen hiesen mit Nahmen Koenig.)
Den 14 Martz Ist alhier ein Mädgen von 18
Jahren von einem Bothen herunter gefallen
auf die Steine und hat nach etlichen Stunden ihren
Geist aufgeben müßen es war die Jungfer Beilling
eines Weißbäckers Tochter.
 
20) späterer Nachtrag

Textseite 53

MDCCCXIX den 12ten Febr.

Ist nach 5 Uhr in der Altoschatzer Vorstadt
ein Feuer aufgegangen und ein Haus hinweg
gebrannt wo 9 barten Hausleute drinnen
gewesen sind, es war die Mittwoche nach Fasten.
Den 1. Appril Ist alhier der König v. Westpfahlen
hier in dem goldenen Löwen einlogiert um 8 Uhr und
früh um 4 Uhr wieder fort gefahren.
Den 12. Ist den frantzschösen Kaysern seine Be
dienung hiergeblieben 100 Mann und 150 Pferde.
Den 23. Maj ist alhier ein Tuchmachermeister mit Nahmen
Engel gestorben, welcher von einem tollen Hunde
ist gebißen worden in den kleinen Finger vor 9 Wochen
zu vor und er daß nicht gedacht hat und hat sich diesen Finger zugerichtet und hat auch nichts gespühret als bis zum Königsschießen und da konnt er nicht wieder herein ziehen

ein junger Mann von 21 Jahren

Textseite 54

den 2ten Aug: Ist alhier aus dem Gefängniß bey
den Landsknechte 2 Arestanten entsprungen der eine
ist ein Mörder geweßen und der ander ein ….
Deserteur aber gebürtig von Hof und der Mörder
gebürtig von Liebschütz, und sie haben 

Den 9ten Aug.: Ist alhier der Archidiaconus Geh.
Magister Pfitzer mit Todte abgegangen des
Sontags früh um 4 Uhr er hatte aber schon sein
 Amt vor 1 ½ Jahren niedergeleget und ist 40 Jahre im
Amte gewesen und hat sein Leben gebracht auf
73 Jahre und 5 Monathe. Dießer ehrwürdige Mann ist
gebohren 1739 d. 24 Febr zu Bloßwitz alwo sein Vater
ein kleines Eichenthum beseßen hat und ist nach diesen in Borna Pächter auf dem Ritterguthe geworde, und so ist dieser Herr Mag. Pfitzner erstlich nach Oschatz bey den damaligen berühmten Rector Hildebrand welcher sein erster Schüler geweßen ist den dieser Mann auf die Schule begracht hat, erstlich nach Meißen und nach diesem nach Leipzig auf die Univers: 1757 wo er
 

Textseite 55

3 Jahre gewesen ist, von da ist er 2 Jahr als Haußlehrer in Bauerfeld gewesen nach diesen ist er als Hülfsprediger
bey den damaligen Superindent. Mag. Zant gewesen, nach diesen in Merkwitz als Substidute 5 Jahre, von da nach Zehren 1770 bey Meißen als Diaconos und 1773 ist er nach Oschatz zum Diaconos berufen worden und 1795 zum Archidiakonos
so ist er den 37 Jahre im Amte geweßen zu Oschatz und 2 Jahre so ohne Verrichtung.
Den 30 Aug : Ist hier vor dem Strählischen Thore eine Frau
und es war die alte Conrectorin in daß Waßer gefallen
und sie mußte ersaufen dieweil großes
Waßer war Sie hatte sich wahrscheinlich die Hände
wollen waschen und fällt herein und in 2 Stunden
darauf wurde sie erstlich gefunden. Güntherin
ihr Mann war erstlich in Quarta und nach diesem
Conrector 1778 bis 1798.


Textseite 56

Anno 1813
Ist ein sehr merkwürdiges Jahr geweßen in dem
da der Krieg ist im Lande geweßen, und sehr viel
Menschen gestorben, und Theurung gehabt.
Im Monath Febr : kamen die Francosen wieder
zurück von Rußland herein, in dem da es so kalt
gewesen war, den vor Weihnachten, in 3ten Advents
war eine außerordentliche Kälte hier in Sachsen und noch größer in Rußland, also war die gantze Armee
 fast  alle erfroren und in Monath Märtz hatten wir
schon Rußen in Sachsen, und 14 Tage nach Ostern
war eine große Schlacht bei Lützen 2 Stunden
unter Leipzig und da kamen die Francosen wieder
hintendrein jagden die Rußen bis Bautzen
allwo wieder eine Schlacht geliefert wurde von Rußen
und Breusen und Frantzosen, bey Hochkürche
und nach diesem wurde Waffen Stillstand 9 Wochen
 

Textseite 57

Und nach diesem da fing der Deutsche Kayser
mit an, und half diesen beiden Monarchen nehmlich
den Rußen und Breusen, und der König von
Schweden kam auch zur Hülfe, und so ging
es los im Monath Sept: da gingen die Francosen
nach Böhmen und in Dresden da war der
Francose Kayser mit seiner Armee und die
Francosen standen mit den Allirden hier an
der Elbe bis Hamburg und drüben da waren
die Rußen und Breusen. Und auf einmal
so kam der Francoesch. Kayser Napoleon
mit seiner Armee hier durch und der König
von Sachsen den 8ten October. da haben
 hier in Oschatz 9000 Mann logiert, und
das Marschieren ging 3 Tage, und nach
Leipzig alwo eine 5täglich Schlacht
geliefert wurde, und die Francosen mußten


Textseite 58

weichen und nunmehr war die Sache entschieden
So haben die beyden Kayser und der Koenig von Breußen angefangen …. den Herrn dafür gedanket und sind
auf ihre Knie gefallen und haben gebetet, aber der gleichen Battallie ist noch nicht vorgefallen, und
die Allirten gingen alle nach einander von den
 Francosen ab. Der König von Baiern war der
erste und der König von Württenberg, unsere
sächsische Armee ging auch bei Leipzig über, aber
der König von Sachsen ließ sich gefangen nehmen
und wollte nicht mit übergehen, sondern blieb noch immer francoesis und also wurd er nach Berlin geschafft
alwo er bis zum Monath Martz 1815 ist erstlich
wieder entlaßen worden und in Kayserliche…..
allwo die Potentaten alle beysammen waren in einen
Concreß zu Wien und 1814 zu Anfang Maj
ist dieser Concreß schon angefangen worden.
 

Textseite 59

aber im Monath Okt ist er von den Monarchen
besucht worden und der Kayser Napoleon ist
auf die Insel Elba gebracht worden, alwo er
sayn Gehalt von Franckreich mußte bekommen
Und in Franckreich da wurde Ludewig
der 18te auf den Thron erhoben und Ihnen
die Krone aufgesetzt. Und 70000 Mann
Breußen die blieben am Rheine stehend,
Sachsen und Rußen. Die Rußen sind aber nach
Pohlen marschiret und da sind sie stehen geblieben.
Aber was wunder der Kayser Napoleon
ist wieder von seiner Insel Elba fortgemacht
und in Monath Martz 1816 wieder in Paris ein-
getroffen und der neue König Ludewig der XVIII
ist wieder fortgemacht nach England und nun
also  gehet der Krieg wieder von Neuen Loß.


Textseite 60

Den der Rusische Kayser läßt wieder 6mahl
huntert Tausend Mann marschieren und der Breuße seine gantze Macht gegen Franckreich. Den 2ten Pfingst
feyertag da kamen die ersten Rußen hier in Oschatz an
Der Marsch kam von Mühlberg und von Oschatz nach Grimma und von da nach Borna und so weiter bis Franckfurt
bis an Reihne und in Monath Juny ging es wieder los
der Krieg gegen Franckreich. Die gantzen Allierten
sind wieder beysammen. In Monath Julius sind
sie wieder in Paris eingezogen. Der Kayser von
Rußland und der Koenig von Breußen und haben
den Ludewig den XVIII wieder auf den Thron gesetzt
aber er will lieber abgehen und mag gar nicht
weiter regieren.
Napoleon hat auf dieses Mahl nicht lange
geherrschet sondern ist von den Breusen und
Engländern bald wieder vertrieben worden.

Textseite 61

Und ist auf die Insel Helena gebracht worden und die
Rußen diese sind gar nicht gebrauchet worden, allein aber
50 Tausend die blieben in Franckreich stehen ettliche Jahre
und die übrigen gehen wieder zu Hause, und von Breußen
und alle übrigen Allierten bleiben in Franckreich stehen
den dieweil immer noch nicht die richtige Ordnung hergestellt
ist. Den 5 Jahre lang sollen sie stehen bleiben bis
sie die Contriebution ausgebracht haben, die Rußen
sind im Monath Novembr 1815 wieder durch unser bisgen Sachsen marschieret bis Warschau, da werden sie wohl
stehen bleiben, man sagt der Türcke sey ihnen in
Land gefallen und so müßte er zu Hauße marsch.
es ist aber alles Lügen geweßen. Es stehen
anjetze 150000 Mann in Franckreich von den
Allierten Mächten. Und das König
Reich Sachsen ist getheilet worden und ist so gleich
den Breusen zugefallen und Sachsenland behält
nur noch 3 Theile, aber in diesen 3 Theilen
 


Textseite 62

giebt es noch mehr Menschen als wie in den 5 Theilen
Der Handel und Wandel der soll gehen rüber und nüber
wie lang es wird dauern das weiß man nicht.
Doch haben unsere Sachsen auf dem Weg 3 gr Licent
müßen abgeben, wen sie in die Preußen Städte sind zu Jarmarkte gegangen.
Anno 1816 den 6 Juni ist unser Oberwalkmüller
Meister Beringer in das Holtz gefahren, und sie haben
Ihn als Kranken nach Hauße gebracht indem
er ist von dem Wagen gefallen und der Wagen über
Ihn weg gegangen und er tat gern trinken, so mag
er sich wahrscheinlich betrunken haben und in 2 Tagen
war er todt. welcher 2 Jahre ist in der Oberwalkmühle
gewesen und 4 Jahre in der Unterwalkmühle
Den 9.Juny traf ein gleiches Schicksal Meister
Kretschmar seinen 7.jährigen Sohn welcher
in einen Tümpel ist ertrunken zu Zschöllau
und er war auch von Zschöllau sein Vater ein Leinweber

Textseite 63

Anno 1816. Ist der Scheffel Korn gestiegen auf
6 Thr. vor der Ernte von Ostern an da war der
Sch. erstlich 3 Thr. 12 gl und die Ernte war später hinaus
den 12. August fingen sie erstlich an zu Hauen
und war ein sehr naßes Jahr und immer Kälte
8 Tage vor Michaelis war die Ernte Predig und ist
der Sch. Korn 6 Thr. 12 gl und die Gerste 4 Thr. und Hafer 2 Thr. 8 gl und immer ist der Preis noch höher gestiegen.
Anno 1816 ist die Wolle recht theuer geworden die
feine Schur Wolle ist der Stein
(21) bis 47 Thr. gekommen
und die ….. Wolle der Stein 12 Thr. und die feine
Rauh Wolle der St. 24 Thr. bezahlet worden.
Und keine Tuche die gingen gar nicht die Michaelis
Meße ist gantz schlecht ausgefallen und niemand
 weiß wie es soll werden keine Wolle ist nicht
zu bekommen und keine Tuche die gehen nicht und eine
große Theurung. Der Scheffel Korn 7 Thr. 8 gl
die Gerste 4 Thr. der Hafer 2 Thr. 2 gl und der Weizen 8 Thr.
in den Monath November aber ich denke dabey Gott
ist der rechte Hausvater, der wird es schon machen.
 
21) Ein Dresdner Stein war 22 Pfund also 11 kg. Ein Stein war auch 1/5 Zentner, also 20 Pfund oder 10 kg. Die Einheit „Stein“ wurde noch bis 1871 für Wolle Flachs und Federn verwendet.


Textseite 64

Anno 1817
Ist die Neujahrs Meße sehr schlecht ausgefallen
und viele Meister haben keinen Handkauf bekommen
es ist diesen Winter sehr schlecht gegangen mit der Handthierung und große Theurung in den Lande
und in allen Orden keine Nahrung und Feuerung.
1816 vor Weihnachten ist der Gh. Cantor
Grübler sein ältester Sohn in die Elbe gefallen
und in 6 Wochen erstlich gefunden worden und das
bei Ließnig.
1817 den 12. Januar Ist der Canditat Zieger
gebürtig von Altoschatz eines Schulmeisters
Sohn in der Bach bey Schirnnewitz ertrunken
gefunden worden er ist im Finstern herein
gefallen und unter einem Stocke hängen geblieben
So haben sie die Bach abgeschlagen da haben sie
ihn gefunden und ist in Borna begraben
worden auf dem Kirchhoft.
 

Textseite 65

In das Gebirge ist sehr viel Geld und Gedreyte
geschaft wordenden da ist sehr große Noth gewesen
die weil sie nichts haben eingeerntet und in
allen Ländern man mag hingehen wo man will
alswie in Rußland da ist kein Mangel
und sie haben uns auch sehr viel
hereingeschafft der Scheffel zu 6 Gl.


Textseite 66

Den 31. Oktobris: Ist das Reformationsfest das
sogenannte Jubelfest gefeyert worden, das dritte
und da sind in allen Ländern 3 Feyertage aus
geschrieben worden was Lutherischer Religion
gewesen ist und sehr feyerlich ist es in allen Orden gefeyert
Um 6 Uhr Abends ward dieses Fest eingeläuten bis
um 7. Die Lehrer gingen mit etlichen Schülern auf den
 Markt und sungen. Sehr viele Leute warn dazugegen
mit 6 Pechfackeln und Musik wurde es eingeleitet.
Zum Ersten: Vor dem feyerlichen Eintritte in die Kirche
wird von den gesamten mit grünen Zweigen geschmückten
Schülern und von Lehrern die sich an die Proceßion an-
schließen, auf dem neuen Markte ein Kreis gebildet
und Luthers Heldengesang angestimmt: Eine feste Burg
ist unser Gott N: 295 Hierauf begiebt
sich der Zug in die Kirche.

Textseite 67

Am ersten Feyertage verlesung der Epistel
Ps.46 Verlesung des Evangelis Offenb: Joh 14-23
Die Predigt über Ps 126 V.3  220 Communica.
wo ich selbsten mit communiciret habe.
Den 2ten Feyertage: Die Schuljugend versammelt
sich mit ihren Lehrern auf dem Saale
des Rathausen und hält von daaus unter
dem Geläute der Glocken ihren Einzug in die
Kirche, Statt der Epistel wird Ps 103 verlesen
Statt des Evang. 2.Tim. 3.V 15
Am 3ten Feyertag zum Anfang 297. P. Es  wohl
auch statt der Epist. Luc: 12 V.42-48 verlesen.
Statt der Evangeli Matth. 5 V.16 und nachmittags
zum Beschluß. Wir beschließen dieses Fest Herr mit
beten loben danken. Deine Gnade und Wahrheit läßt
uns nicht im Vertrauen wanken, du wirst walten in der
Höhe, das dein reines Wort bestehe.
 


Textseite 68

Guter Hirte leite du, deine Herde auf
ihren Wegen,führ die Gerechten herzu, gehe du ihnen
selbst entgegen, daß auch hier schon eine Herde
unter seinem Hirte werde.
Dan wird dieses Jubelfest einst die Zahl von deinen
Schafen, die dein Rath ertragen
(?) läßt, wen wir
längst in Frieden schlafen …..
Amen, ja es ist wohl geschehen.

Anno1818
Ist die Wolle wieder in einen hohen Preis gekommen
der Stein 5 gl höher als voriges Jahr, aber es hat nicht
so ausgehalten den sie kam wieder etwas herunter
der Scheffel Korn 4 Thr. 16 gl die Gerste 3 Thr. 6 gl
aber zu Weihnachten ist der Scheffel Korn auf 3 Thr die Gerste
1 Thr. 20 gl heruntergekommen also keine Theurung
Den 3 Oktob: Ist der König durch unsere Stadt
gefahren nach Leipzig. Auf den 21. Decemb wieder
nach Leipzig und den 23 wieder zurück.
 

Textseite 69

Anno 1818 Ist alhier ein gr. Fürst begraben
worden der Herr von Klotz d. 27 September
des Sontags um 11 Uhr alwo viele Leute
zugegen waren nehmlich 3. Gennerrale
und die gantzen Officiere und Gemeine
es waren auch die Herren Geistliche und
Raths Personen wie auch vornehme Bürger
und die Schützencompagnie mit zu diesen Leichen
begräbnis und der Auditeur hielt eine Rede
am Grabe und nach diesen der Herr Superintet.
D. Steinert ein Cermon und wurde
3.mahl abgefeyert von dem Leichnamme
seiner Companie, so eine Beerdigung wird wird
mancher nicht bekommen können, dieweil die
Herrn Soltaden in der Cantonierung Line standen den
Herrn Generale v. Nostitz seine Brickeate.


Textseite 70

Anno 1819
D.1. Jannuaris ist in hiesiger Stadt Oschatz
das 1te Battalion eingerückt in die Garnison
4 Companien, die Compan.164 Mann starck
D 17. Jannuaris: Ist das Jubelleum Sr.
Königl. Majestät das Hochzeitliche genannt
gefeyert worden haben sich Ihre Majestät wieder
trauen lassen mit der Fr. Gemahlin in Dresden
Es ist sehr feyerlich begangen worden aber
kein groß Geräusch ist davon gemacht worden
im Lande.

Textseite 71

A 1820

D. 15 Febr. hat sich Meister Carl Sigiesmund
Sturm sich selbst entleibet in der Frohn
gaße, früh um 2 Viertel auf 6 Uhr, er hat sich
9 Stiche in den Leib gegeben und die linke
Hand geschn.
und in den Hals die Gurgel geschnitten, aber er
noch 2 Stunden gelebet hat, dieweil sie sind
dazugekommen der Rathsdiener nebst seiner
Frau und sind gleich zu Doctor Herbig geeilet
die Wunden verbinden und der Hals zugeneht
Er hat es gethan wegen seinen Bankrott
Es war Fastnachten Dienstag alwo er
erstlich den Sonabend früh durch 8 Meister
ist auf den Kirchhof getragen worden.
Der Bericht kam aus Dresden.
(22)
Defuncti in pace beati. Wohl denen die in
Frieden von dieser Welt geschieden.
 
22) Selbstmörder wurden früher nicht auf dem Friedhof begraben. Hier gab es offenbar eine Sondergenehmigung. Außerdem lockerte sich offenbar das Verbot; siehe Seite 44


Textseite 72

Der Scheffel Korn ist anjetzo 2 Thr. 4 gl die Gerste 1 Thr. 1 gl Veniet que funiet. Die letzte Stunde ist schon
bestimmt, da dir der Todt das Leben nimmt.
Hincor proper amitti orben. In eine andere
Welt zu gehen uns gefällt.
Annus emerimialis – Wohl dem der auf alle
Jahre sich besieht der Todten Paare.
Hic terminus boto.  So bald wir hier angekommen
hat alle Noth ein Ende genommen.

D.29. Mai
Es hat der Hr. über Leben und Todt gefallen meinen
mir im Leben liebgewesenen Schwager, Vetter und Gevatter
aus der Welt abzurufen Meister Gottlieb
Sigismund Uhlrich zu Mittags um 1 Uhr
schnell und unerwarttet den Sonabend hat er noch gewürchet und Montag war schon sein Ende da, da heißte es recht v. Menschen gedenken an das Ende, wobey dieser Mann jederzeit bereit war.
 

Textseite 73

Ich habe sehr viel mit ihm gearbeitet hinter seinem
Würkstuhl früh und spät und ich muß es aufschreiben
das er ein fleißiger Arbeiter in seinem Leben gewesen
ist von seiner Jugend auf, und er sich immer den
Todt gewünscht hat, wiewohl er keine Noth nicht
hier gehabt hat auf Erden, den er hatte eine sehr
gute rechtschaffende Frau die sich der Tuchmacherey
viel annahm, sowohl im Einkauf als Verkauf,
Welche Frau seinen Todt lange bedauern wird,
den es ist freylich noch zu früh vor Ihn gewesen
Und hat einen einzigen Sohn hinterlaßen welcher
aber nicht hören thut, welches sehr traurig vor
eine Mutter ist.
Er hat sein Leben gebracht auf 45 Jahre 7 Mon.
3 Wochen 2 Tage. Es war meiner Frau ihr
einziger Bruder und sein Pate ist noch am Leben
welcher 68 Jahre alt ist, und sein Sohn 19 Jahre.


Textseite 74

Anno 1820

Ist der Thorschreiber Leubold hier abgegangen
und ist an die Stelle mein Vetter gekommen
nehmlich Gottfried Traugott Rost.
(23) welcher
aber nur 2 ¼ Jahr hier in den Altoschatzer
Thore gewesen ist, und er berufen ist worden
wieder nach Grimma als Einnehmer
und er meine älteste Tochter mitgenommen
hat. Den 29 Appril ist er hier abgereißet
1822 den 17.Mai hat sich ein Schütze von der 4ten
Comp: erschoßen in der Hospital Gaße bey
den Bäckermeister Thomas in seiner Kammer
Den 2ten Juni ist ein Zimmergeselle von einem
Haus heruntergefallen und gleich todt geblieben
bey einem Tuchmacher hat er das Dach gedecket bei Wetzel
No 102
der Zimmergeselle hieß Recept und hatte schon die dritte Frau. Das Haus hat er sich gebaut bei den Dippelsberge bey den Scheunen.

23) Siehe Seite 55
 

Textseite 75

Den 14. Juni ist der neue Thorschreiber am Alto-
schatzer Thor hier eingetroffen, er ist Gütterbeschauer
geweßen in Geithen, sein Nahme ist Gritz.
D. 1 Decemb: Ist der Hr.Schoch Organist und
5ter Schullehrer gestorben seines Lebens 42
Jahre 9 Mon.
d.24. December ist der Gh. Docter der heilig
Schrift, Pastor, Primarius alhier als Superindenten der Ephorie der Stadt Oschatz, so wie auch fürstlich Reusisch-Plauenischer-Greitzer Kirchenrath gestorben.
Und den 3ten Feyertage ward er Nachmittags um
3 Uhr beerdigt die Bürgerschaft, das Militär
und 9 Geistliche und 13 Schullehrer gaben ihm
das letzte Geleite und 10 Schützen hinterdrein
eine schöne Beerdigung

Herr Johan Gottlob Steinert
war sein Nahme.


Textseite 76

Den Neujahrstage hat Hr. Müller seine Zeugniß Predigt
in Merkwitz und Altoschatz gehalten.1823.

1823
Den 29. Juni ist der Hr. Magister Pastor Wahl
von Schneeberg hier her als Superintenten
berufen worden und hat seine Probe Predigt
gehalten.
Hr. Schoch ist im Novembris gestorben
1822 als Organis und 5ter Schullehrer
Den 3. August hat der Superintent
Mag. Wahl seine Weihe Predigt gehalten
Er soll ein sehr gelehrter Mann seyn aber freylich
kein Steinert ist er nicht diesem kommt er
nicht gleich den D. Steinert predigte allhier
in seiner letzten Zeit von dem himmlischen
als wenn er schon oben gewesen wäre.

Textseite 77

Anno 1823 den 8. Sept.
Ist mein ältester Sohn in die Fremde gegangen
Carl Gottlob Uhlrich, seines Alters
18 Jahre 8 Monath wo ich Ihnen das Geleit
gegeben habe bis den halben Weg nach Lonnewitz
und mein Nachbar Bergemann sein Sohn und
mein 2te Tochter und der Bruder Carl die sind
 alle 3 bis Lonnewitz mit gegangen und diesen
Tag ist er nach Meißen gekommen den anderen
Tag zu Mittage um 12 Uhr ist er in Dresden
gewesen, den es war gleich Jahrmarkt da
Aber mit Freude ging er in die Fremde
Und den 13ten Sept. ist er schon in Reichen
berg eingewandert und den Montag in Arbeit
getreten bey einem Meister welcher 3 Stühle
gehen hat. Den 6 November haben wir erstlich
den Brief erhalten, welcher den 28. Sept. geschrieben war
 

Textseite 78

Anno 1823
Den 4.October Ist der Bürgermeister Belger
gestorben welcher die Regierung hatte seines
Alters 68 Jahre.
Anno 1823 zu Ostern ist Nauch
(?) der 5 Schullehrer
eingesetzt worden.
Zu Michaelis ist mein Sohn in Alexander geweßen
in Arbeit 1823 da haben wir Nachricht erhalten.
Anno 1824
Den 24.Sept: Ist meine älteste Tochter Johanna
Friedericke wieder von Grimma gekommen.
Zu Michaelis ist der Rector Gottleben
von seinen Adulante entlaßen
worden und an seine Stelle ist gekommen
Herr Hammer. Er ist Rector geweßen in
Lommatzsch und 1824 zu dem Neuen Jahr ist
er angetreten. Und der Hr. Conrector Schmidt
ist auch abgegangen und in Ruhestandt versetzt.
 

Textseite 79

Anno 1825
Den 20 Januar bin ich mit Johanna Christiane
Uhlrich zu Rathhause geweßen und dieselbe hat
30 Thr. 2 gl. erhalten und 1 Thr.8 gl Unkosten
2 gl den Vormund Meist. Nicolay und ich war
der alte Vormund.
Dem 8.Febr. bin ich wieder auf den Rathhause
geweßen mit Johanna Friedericke Uhlrich
und dieselbe hat auch 30 Thr. 2 gl erhalten
und 2 gl der Vormund Nicolay und 1 Thr 8 gl
Unkosten, nun mehr war ich meine
Vormundschaft los, dieses Geld war
von ihrem Muttertheile, jeder 25 Thr.
Den 15. Septen. Ist vor dem Brüderthore ein Feuer
aufgegangen den Sonabends Abend um ½ 8 Uhr
4 Häuser und eine Scheune es war nach dem
Altmüglischen Markt 1825

Textseite 80

Anno 1824
Den 3ten Weyhnachtsfeyertage ist meine
älteste Tochter Friedericke nach Liepschütz
gezogen bey den Hr.Magister Zerge
und den Neujahrstag 1825 Nachmittags um
3 Uhr hat sie sich den linken Arm verbrannt
mit Fette und in 3 Tagen darauf kam sie
wieder zu Hause und die kleine mußte der
weil heraus gehen, so haben wir einen
Dockter müßen nehmen, Hr. Holtztmeßen
in 4 Wochen mußte sie wieder herraus ziehen
Dieser machte es billiger 1 Thr 8 gl
D.1.Maj ist eine Frau mit Nahmen
Barthin welche sich mit dem Balbier meßen
hat wollen die Kehle abschneiden aber ihr Manns
kömmet zur Hülfe, und so ist die Wunde zugenähet
worden, aber sie konnte nichts genießen, in 11 Tagen
mußte sie sterben.
 

Textseite 81

1825
Der Scheffel Korn kostet anjetzo 1 Thr. 6 gl
Die Gerste              --        --              12 gl
Der Hafer                --        --              20 gl
Der Weizen             --        --      2 Thr. 8 gl
die Kanne Butter      --        --       6 od. 5 gl
die Mandel Eier        --        --               2 gl
Ein Viertel Erdbirnen gute    --               5 gl
Eine Kanne Hirse     --         --               1 gl 6 gr
Eine Kanne Grauben           --               1 gl 2 gr
Eine Metze Backpflaumen                    4 gl 6 gr
Eine Metze Weizenmehl                      7 gl
Eine Metze Kornmehl                           3 gl
Ein Pfund Rindfleisch                           2 gl 3 gr
Ein Pfund Schöpfenfleisch                    2 gl 8 gr
Ein Pfund Kalbfleisch                           1 gl
Dies ist im Monath Maj so verkauft
worden den 16.Mai 1825

Textseite 82

Anno 1822
Ist die Schönfärbe verkauft worden an den Schönfärber
Klößel von 1500 Thr. 500 gl hat er angegeben
und das übrige Geld alle Jahre 100 gl zu entrichten
und zu verzinßen, der Anfang ist gemacht
worden 1824 zu Michaelis und zu Johannis die …..
Die gantze Meisterschaft war die Mittwoche vor
Ostern auf den Rath Hause, ein jeder gab sein Votum
von sich 138 Personen sagten alle ja, dieweil
uns diese Färbe nichts einbrachte.
Und ist nunmehr eine neue Färbe gebauet worden
mit 3 Stößeln und einer Plunze
(?)
Anno 1823 hat der liebe Gottes es uns gezeuget.
Am 26. Januar Abends um 8 Uhr mit einem Donner
schlage und es schlug in den Thurm alwo erstlich
in einer Stunde darauf das Feuer bemercket worden.
aber mit Gottes Hülfe wurde es wieder gelöschet.

Textseite 83

Anno 1825

Den 28. Juni ist ein Mann aus unserer Stadt
mit Nahmen Wiltzdorf von den Donner
erschlagen worden zwischen Naundorf und
Casabra, sie haben auf der Straße gearbeitet
ihrer 4 Mann 3 Mann sind hinter ein
ander hergegangen, und der 4. gehet hundert
Schritte nach, so fallen sie alle drei um und der
Mittelste ist gleich todt gebieben und so ist er
den 30. Juni nach Naundorf be
graben, er hinterläßt eine Frau mit 5 Kinder.
Den 6. August: Ist in der Strehlischen Gaßen
in Weißgerber Müller seinen Hauße
ein Born gegraben worden und ein Mann
mit Nahmen Thieme hat seyn Todt}
dabey bekommen, nach dem Mittageßen
ist er hinunter gefallen und das Genicke
gebrochen wobey seine Frau zugegen war
und 2 Kinder.
 


Textseite 84

1826
Ist den 23 April des Sontags um 3 Uhr ist
einer Frau eingefallen ihr Leben ein Ende zu-
machen und hat sich also erhenkt es war nehm-
lich die Frau Austern in der Strehlaischen Gaße
eine sehr gute Frau aus MELANGOLIEA ihr
Mann ein Zinngießer, die eine Tochter hat den
Kürchner Täscher geheiratet und noch ein Sohn
und eine Tochter, sie ist früh begraben worden
und auch ausgesungen worden, so gut wie eine
andere Leiche. Es wird nichts mehr daraus gemacht.
(24)
1826

Den 5. Junis: Ist alhier zu Oschatz
Herr Magister Samuel Hoffmann
(25)
gestorben inseinen 76 Lebensjahr und 6 Monat.
48 Jahre im Amte 31 Jahre in Oschatz 1779
erstlich in Bucha 1784 nach Zschoche
1785 nach Oschatz zum Diaconos 1810 zum Archid.

24) siehe Anmerkung 18
25) Das ist der Verfasser der „Historische Beschreibung der Stadt, des Amtes und der Diöces Oschatz in älteren und neueren Zeiten“ Oschatz, 1813

Textseite 85

Anno 1826
Den 14 Julius Ist mein jetzigst einzige
Jungfr.: Tochter Johanna Theresia nach
Stochitz gezogen bis zu Ostern1827.
Der Hr. Magister Sandhof von Sitten
hat eine Gastpredigt gethan.
Der Diaconus Forbriger von Staucha
der Pastor Lehmann von Gröba
der Pastor Steinert von Gantzig
haben alle 4 hintereinander gepredigt.
Den 31 Oktober ist Carl Gottlob aus
der Fremde gekommen.
Den 2ten Advent hat Magister Lehmann
seine Probe Predigt gehalten und die
Vocation auf dem Rathhause bekommen.

Textseite 86

Hat Hr. Magister Lehmann seine
Zuzugs Predigt gehalten den 1. Jannuari
Nachmittags zum Neujahrstage.
Den 5ten Maj früh um halb 8 Uhr ist
Sr. Königl. Majestet mit Todte abgegangen
Friedrich August König v. Sachsen
Und sein Bruder Anton ist zum Könige
und Nachfolger erwählet worden
und die Frau Koenigin ist in Monath
November auch gestorben in diesem Jahre
60 Jahre und in Leipzig ist sie gestorben
und die Leiche wurde durch unsere Stadt
gefahren nach Dresden.
 

Textseite 87

Anno 1839 (26)

Den 8.April ist die Dresdener Leibziger
Eisenbahn zum ersten mal durchausweg
befahren wurden.

26) Offenbar später auf eine leere Seite nachgetragen

Textseite 88

Anno 1827 den 3 Juliy
Ist allhier ein Hagelwetter aufgestiegen
Nachmittags um 4 Uhr es war der Jahrmarkt
Dienstag es hat großen Schaden angerichtet
Das gantze Gedreyde zerschlagen auf den
Feldern und in den Gärten, und die Fenster
und Schindeldächer großen Schaden in unserer
Stadt allhier wird der Schadenauf 2000 Thr.
geschätzt und sehr viele Dörfer von Mahlis an
bis Strehla ist das Wetter gezogen.
Den 20 Sept. früh um 1 Uhr wurden wir
aus dem Schlaf von der Feuerglocke auf
gewecket vor dem Brüderthore brannte
ein Haus ab. Rabs kleines Haus.
 

Textseite 89

Anno 1828
Ist die verwittwete Koenigin im Monath
November gestorben und es wurde 4 Wochen
gelautet im gantzen Lande und eine Trauer
von 14 Wochen angelegt.
Auch ist in diesem Jahr das Windmühlen
Haus weg gebrannt.
1831 Ist der Rector Gottlöber gestorben
1832 Ist der Conrector Schmidt auch gestorben
1832 Ist auch der Hr. Francke gestorben als Kirchner
         gewesen. Er bekam jährlich 200 Thr. Gehalt.

Textseite 90

Anno 1828

An Aufgebothenen, Getrauten, Geborenen, Verstorbenen
und Communicanten geweßen
Aufgeboten 59 Paar getrauet aber 29 Paar
gebohren 217 Kinder 111 Söhne und 106 Töchter
worunter 1 Paar Zwillinge als 1 Sohn und 1 Tochter
10 todtgebohren als 6 Söhne und 4 Töchter 39 uneheliche
als 23 Söhne und 16 Töchter
Gestorben 134 Personen 15 Ehemänner 9 Ehefrauen
2 Wöchnerinnen 7 Wittwer 8 Wittwen 5 Jungesellen
1 Jungfr. 2 Ehelose Mannspers. 1 ehelose Weibsperson
86 Kinder 48 Söhne und 38 Töchter
Commun: 2833, 99 privat 98 zum ersten mahl
Es sind also in diesem Jahre 2 paar mehr aufgebothen
1 paar mehr getraut 12 Kinder weniger geboren
24 Personen mehr gestorben und 204 Communic.
weniger geweßen als im vorigen Jahre.
 

Textseite 91

Anno 1830
Ist der Hr.Magister Liebe gestorben den 6.Appril
19 Jahre ist er hier in Oschatz gewesen
1831 zu Michaelis ist der Cantor Grübler
(27)
seines Amtes entlaßen worden. 150
das Jahr Gehalt.
Und ist an die Stelle gekommen Hr. Löbner
1830 ist an Magister Liebe seine Stelle gekommen
Hr. Magister Bräunig als Diaconus
Carl Uhlrich

1830 zu Johannis ist der Hr. Magister Diaconus Heinrich(?)
als Superintent nach Zwickau gekommen.

27) Siehe Seite 55

Textseite 92

Anno 1834

Den 12ten Juny Entschlummerte unser guter Vater (28) der noch so früh für uns und überraschent aus derr Welt ging. Er hatte ein kurzes Krankenlager
von achtagen, als den vierten Juny des Abends
um 7 Uhr sich hin legte, und auch nicht
wieder aufstand, anfangs klagte er sich
über Kopfschmerzen, und so bald als möglich
mir auch einen Arzt annammen, aber ales
umsunst, seine Zeit und Stunde war gekommen
Und er ward aus unserer Mitte gerufen.
und wir mußten uns mit anderem trösten, den
der Herr hats gethan und was Gott thut ist
wohlgethan. So hatte sein Alter gebracht auf
65 Jahre 9 Monath 6 Tage an Altenschwege starb er.

28) Hier handelt sich um den bisherigen Schreiber und Besitzer des Buches, alle weiteren Eintragungen stammen wahrscheinlich von seinen Söhnen, wobei wohl Carl Heinrich Uhlrich die meisten Eintragungen vornahm. Eine saubere Trennung nach der Handschrift ist schwer möglich

Textseite 93

Ano 1835
Ist der obere Thurmtheil der Kirche mit Schiefer gedeckt
worden und die beiden Kirchthurm Knöpfe herab geholt worden
…. ich weis zum 2 mal heruntergenommen, frisch vergoldet
und nebst einem Plitzableiter, welcher von beiden Türmen über Kirche hingeht, im September wieder aufgemacht worden, von den Zimmermeister Gerhard und Uhrmacher Oeser
(29)
Ano 183 40

Hat uns der Vetter Carl Kretzschmar (30)
aus Riga besucht und uns seine Familien
nachkommenschaft folgendes mitgetheilt.
Sein Vater, geboren zu Zerbst den 28ten Marz
1787 sein Namen war Johann Carl Kretzschmar
hat in Oschatz später in Zeitz auf die Schulen
gegangen aber wie seine Schuljahre ge-
endet waren bey seiner Mutter Bruder den
Hof Gärtner Gallbach zu Roßlau in die
 
29) Dieser Textteil ist mit anderer Feder und offenbar noch von einem weiteren Schreiber geschrieben worden
30) Im Text wechselt die Schreibweise zwischen Kretzschmar und Krätzschmar


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