Vorgeschichte: Am 9. Mai 1897 veröffentlicht die Oschatzer Gemeinnützige einen Artikel
über die erfolgte Gründung des „Verein für Sächsische Volkskunde“ in Dresden. Die Gründung wird als Folge einiger Ausstellungen, so des sächsischen
Volkstrachtenfestes 1896 und einer Ausstellung des „Archivs für die geistigen Äußerungen unseres Volkes“ (Sammlung von Sprüchen, Volksliedern, Sagen Märchen) 1896
dargestellt. Der Verein hat sich die Darstellung des gewerblichen und häuslichen Lebens aller Zeiten als hohes Ziel gesetzt. Der Mitgliedsbeitrag beträgt jährlich nur
1,50 M um auch viele Mitglieder auf dem platten Lande zu gewinnen. Herr Lehrer Vödisch ist Vereinsmitglied und Pfleger für die Amthauptmannschaft Oschatz. Die Zeitung
nimmt Vereinsbeitritte gern entgegen.
Gründung: Lehrer Vödisch lädt zum Donnerstag, den 2. Dezember 1897 abends ½ 8 Uhr im Schwan (Parterrezimmer) zur 1. und
Gründungsversammlung eines Ortsvereins Oschatz ein. Es werden 17 Personen benachrichtigt und eingeladen: Die Herren (keine Frauen!)
Gustav Vödisch |
Friedrich (Kaufmann)
Gutte (Lehrer Casabra)
Kriebel (Kaufmann)
Lehmann (Uhrmachermeister)
Dr. Näther (Oberlehrer)
Neumann (Amtsrichter)
Nitzsche (Gärtnermeister)
Dr.Lange (Lehrer)
Schmorl (Stadtrat) |
Schmorl II (Rechtsanwalt)
Härtwig (Bürgermeister)
Dr. Stephan (Schuldirektor)
Stockmar (Buchdruckerei-Besitzer)
Ulbricht (Oberlehrer)
Zöllner (Brandversicherungs-Inspektor)
Kranichfeld (Pastor Mahlis)
Lang (Lehrer) |
Die erste und Gründungsversammlung wurde nur von den Herren Vödisch, Lehmann, Friedrich und Ulbricht besucht. Auf die
vorgesehenen Referate zum Verein sächsischer Volkskunde verzichtete man deshalb. Setzte sich aber zum Gespräch zusammen. Das wichtigste Ergebnis steht so im
Protokoll: „ dass es die höchste Zeit sei … nämlich eine Sammlung aller Reste alten Volkstums, bes. desjenigen von ortsgeschichtlichem Werte zu veranstalten“. Herr
Friedrich legte sofort den Grundstock und schenkte mal 2 Bilder mit Ansichten von Oschatz aus alter Zeit. Mitgliederwerbung war für alle dringlich.
Zur 2. Versammlung am 17. März 1898 werden bereits 20 Personen eingeladen und 12 erscheinen auch 8 Uhr im Schwan 1.
Treppe.
Herr Vödisch hält seinen Vortrag „Die Ziele des Vereins für sächsische Volkskunde und der Ortsgruppe insbesondere“. Nach einer lebhaften Aussprache fasst man den
Beschluß „tatkräftig für eine Sammlung von Schriften und Gegenständen aller Art von ortskundlichem Werte“ zu wirken. Vödisch soll sich dazu mit dem Rathause in
Verbindung setzen um Unterstützung und Räume zu erhalten. Es wird ein Mitgliedsbeitrag von 2,00 M beschlossen, da bleiben 0,50 M jährlich für die Ortsgruppe.
Vizevorsteher wird Oberlehrer Näther. Als Vereinsbote wird Schuhmachermeister Anders bestellt, er erhält für einen Umgang 2,00 M, wenn er kassiert 3,00 M.
Mit der 3. Versammlung am 20.10. 1898 wird der stets eingehaltene Rhythmus von zwei jährlichen Versammlungen begonnen.
Zwei Leitungssitzungen kamen später hinzu. Und noch etwas begann mit dieser dritten Versammlung, die Reihe der heimatkundlichen Vorträge der Vereinsmitglieder. Bis
1923 (Protokollende) werden 40 Vorträge gehalten, davon allein 19 von Vödisch. In einem zusammenfassenden Artikel im Oschatzer Tageblatt 1928 nennt Vödisch die Zahl
von 60 Vorträgen. Auch der erste Vortrag „Die Stadt Oschatz in alter Zeit“ hält er. Dazu zeigt er „Projektionsbilder nach Resten alter Bauwerke oder Bilder von Toren,
Türmen, Kirchen usw.“ (Leider nur mit einer Spiegeloptik mit Petroleum).
Vorträge im Verein für Orts- und Volkskunde Oschatz 1898 -1923
20.10.1898 |
Vödisch |
Die Stadt Oschatz in alter Zeit mit Dias |
02.07.1899 |
Vödisch |
Eine volkskundliche Sammlung – Eröffnungsrede |
19.10.1899 |
Näther |
Bedeutung und Abstammung der Ortsnamen in d. Amthauptmannsch. Oschatz |
09.03.1900 |
Vödisch |
Volksmittel und Aberglauben |
10.05.1900 |
Dr. Berlet |
Aus der ältesten Geschichte der Oschatzer Gegend |
08.11.1900 |
Heinicke |
Oschatz und Meißen im Mittelalter |
10.01.1901 |
Höhne |
Volkstümliches – Erlebtes und Gesammeltes |
07.03.1901 |
Gutte |
Zu Ausgrabungen im Raum Casabra |
29.01.1902 |
Vödisch |
Nachrichten vom wüsten Schloss |
16.04.1902 |
Prof.Kühn |
Über Bauernunruhen in unserer Gegend 1790 |
16.10.1902 |
Vödisch |
Über die beim Umbau des Archediakonatsgebäude entdeckten Wandgemälde |
20.01.1903 |
Vödisch |
Über Steinkreuze in hiesiger Gegend |
19.03.1903 |
Vödisch |
Das Gefecht bei Strehla am 20.8.1760 |
15.09.1903 |
Hähnel |
Das Volkslied und sein Niedergang |
02.12.1903 |
Vödisch |
Bedeutung und Lebensgang von Magister Karl Gottl. Hering u. Karl Eduard Hering |
21.04.1904 |
Prof. Hähnsch |
Das hochnotpeinliche Halsgericht zu Strehla am 16. Januar 1711 |
19.03.1905 |
Vödisch |
Die Kalandbrüder und die Kantoreigesellschaft in Oschatz |
19.11.1906 |
Vödisch |
Die Hubertusburger Fayencen-und Steingutfabrik |
09.01.1908 |
Schmorl |
Über die Ausgrabungen und Funde am wüsten Schloss |
26.02.1908 |
Härtwig |
Der Konkurs der Stadt Oschatz 1640 |
09.12.1908 |
Haustein |
Der Erzgebirger in Wort und Lied |
05.05.1909 |
Lierow |
Die Schlacht bei Mühlberg und ihre Folgen |
10.11.1909 |
Härtwig |
Flurnamenforschung im Amthauptmannschaftsbezirk Oschatz |
09.03.1911 |
Vödisch |
Volkskunst in der Oschatzer Pflege |
26.10.1911 |
Hummitzsch |
Urgeschichtliches aus der Mügelner Gegend |
07.03.1912 |
Vödisch |
Gebräuche der Heimat im Lichte der Volkspoesie |
11.02.1913 |
Scheffler |
Der Frohnauer Hammer bei Annaberg |
|
Schmorl |
Funde auf dem Marthausschen Fabrikgelände |
|
Vödisch |
Funde in dem Reinhardtschen Gärtnereigelände |
06.05.1913 |
Vödisch |
Feuerzeuge und –geräte in früherer Zeit |
29.11.1913 |
Wenzel |
Heiteres aus Sitte und Brauchtum im Erzgebirge |
08.03.1915 |
Vödisch |
Das Minoritenkloster in Oschatz |
02.12.1915 |
Härtwig |
Die slawische und deutsche Besiedlung der Pflege von Oschatz |
10.03.1916 |
Vödisch |
Erinnerung an Heideloff. den Erbauer der St. Aegidienkirche |
1919 |
Vödisch |
Die Mundart in der Oschatzer Pflege |
11.12.1919 |
Hellmich |
Über Innungswesen der Stadt Oschatz bes. der Schuhmacherinnung |
12.02.1920 |
Hellmich |
Geschichtliches über Fußbekleidung |
31.01.1921 |
Schubert |
Die Familiennamen der Oschatzer Pflege nach ihrer Entstehung und Bedeutung |
1922 |
Vödisch |
Geschichtliche Entwicklung der Stadt Oschatz |
03.03.1922 |
Vödisch |
Schattenriss und Silhouette in alter und neuer Zeit |
Geld wurde damals auch gebraucht, also hielt Vödisch seinen Vortrag öffentlich und besonders vor den Schülern im
Schützenhaus und der Verein ließ 1000 Postkarten mit dem Merianstich von Oschatz aus dem Jahre 1640 drucken. Inzwischen war man 31 Mitglieder stark. Darunter wichtige
Persönlichkeiten, so Herrn von Carlowitz, Amtshauptmann und Dr. Giese Oberamtsrichter hier. 14 Lehrer aller Schulen und des Seminars waren Mitglieder. Ein regulärer
Vorstand war gewählt: Herr Vödisch Vors. Herr Näther Stellv. Herr Friedrich Beisitzer und Herr Otto Schriftführer.
Zielstrebig ging es auf den ersten Höhepunkt zu: am 2. Juli 1899 11 Uhr öffnete in einem oberen Zimmer (altes Stadtverordnetenzimmer) im Rathause die volks- und
ortskundliche Sammlung. Das städtische Ratscollegium und alle Honoratioren der Stadt waren gekommen. Die Zeitung berichtet: „Die geschickt eingerichtete und mit
Wappen usw. geschmückte Sammlung zerfällt in 4 Abt. Volkskunde, Innungswesen, Ortskunde und Urgeschichte der Heimat.“
Die erste Vorstandssitzung des Vereins ist am 27. Februar 1900 protokolliert. Stolz wird berichtet, dass die Sammlung
bereits auf 644 Nummern angewachsen ist. Es wird deshalb der Kauf eines großen Tisches beschlossen und natürlich an das Vereinsmitglied Tischlermeister Gruhle in
Auftrag gegeben. Im Jahre 1901 hat man 43 Mitglieder, viel mehr werden es auch nicht. Im gleichen Jahr im September hat der Verein eine weitere große Aufgabe zu lösen.
Der Verein in Aue gibt kurzfristig die Ausrichtung der Jahreshauptversammlung des sächsischen Vereins zurück und die Oschatzer Vereinsmitglieder stimmen alle
namentlich mit ja, um die Versammlung in Oschatz auszurichten. Am 19. September treffen sich alle Mitglieder (na ja, 13 sind nur da), um das Programm vorzubereiten.
Es wird ein volkstümlicher Unterhaltungsabend vorbereitet (genauer die Schulen machen das) und eine prähistorische Ausstellung für die Teilnehmer veranstaltet. Da
Herr Näther Oschatz verläßt, wird Herr Gutte aus Casabra Stellvertreter. Und in dieser Sitzung teilt das Mitglied des Ratscollegiums Friedrich mit, dass eine
Kommission zu den Ausgrabungen am wüsten Schloß gebildet wurde.
Der Unterhaltungsabend und die Ausstellung (es wurden 1100 Grabungsstück aus der Umgebung von Oschatz gezeigt!) werden vor allem ein finanzieller Erfolg: 143.- M
kommen in die Vereinskasse.
1903 erfolgt die nächste Verbesserung der räumlichen Lage. Der Stadtrat stellt dem Verein
renovierte Räume in der alten Schule am Kirchplatz für die Ausstellung zur Verfügung.
Am 21. Mai tagt der Vorstand erstmals in den neuen Räumen. Uhrmachermeister Lehmann löst Kaufmann Friedrich als Beisitzer ab.
Am 24. Mai 1903 ist feierliche Eröffnung der neuen Ausstellung (Versicherungssumme: 6000.-M)
Am 21. April 1904 legt der Vorstand fest: Mittwoch nach Pfingsten (25.05.1904) soll ein Ausflug mit Damen
zum wüsten Schloss stattfinden. (Vorsitzende wird krank; fällt deshalb aus.) Bgm. Härtwig wird anläßlich seines 25jährigen Dienstjubiläum zum
Ehrenmitglied ernannt. „Die kunstvolle Urkunde auf echtem Pergament in einer Ledermappe mit dem Stadtwappen, ein Werk des kunstreichen Vereinsmitgliedes
Georg Hellmich wurde am Himmelfahrtstage überreicht“
Das Heimatfest 1906 wird maßgebend vom Verein mitgestaltet. Programmkommission und Bilderfolge des großen
Festumzugs werden vom Verein geprägt. Viel Arbeit wird in eigene Festwagen investiert. |
Museum in der alten Schule am Kirchplatz um 1905 |
Ein nächster Höhepunkt der Vereinsarbeit wird sehr langfristig zunächst für 1908 vorbereitet, dann aber auf September
1909 verschoben. In Oschatz findet in der Zeit vom 4. bis 6. Sept. 1909 eine große Ausstellung Hubertusburger Steingut und Fayencen statt. Die eigenen Sammlungsstücke
werden durch eine umfangreiche Privatsammlung des Oblt. von Mauersberg und Stücke aus dem kgl. Kunstgewerbemuseum wirkungsvoll ergänzt. Prof. Dr. Berling, Leiter dieses
Museum hält einen Vortrag zur Geschichte der Hubertusburger Steingutfabriken (nebenbei: 1922 waren die Formen aus Wermsdorf in Archiv der Steingutwerke Colditz nach
seinen Worten noch vorhanden). Diese Ausstellung erregt viel Aufsehen, im Protokollbuch finden sich Zeitungsausschnitte von Leipzig, Dresden und Prag. Es war wohl die
letzte so vollständige Sammlung Hubertusburger Fazencen.
1911 nimmt der Verein mit der Ausstellung einer Bauernstube und -kammer aus der Oschatzer Pflege an der großen
Gewerbeausstellung teil. Erstmals versucht Oberlehrer Vödisch seinen Vorstandsposten nieder zu legen. Er wird aber umgestimmt. Das wiederholt sich in den Folgejahren
mehrfach. Rechtsanwalt Hans Schmorl wird in diesem Jahr Vizevorstand des Vereins.
Ein großes Projekt zeichnet sich 1912 für den Verein ab. Die nicht genutzte Klosterkirche soll von der Kirchenleitung
umgebaut werden. Dabei sind der Einzug einer Zwischendecke geplant und in der unteren Etage will die Kirche eigene Vereins- und Andachtsräume nutzen. An der
Giebelseite zur Promenade soll ein Anbau eine Wohnung für Hausmann und Küster aufnehmen. Der große Altarraum im entstehenden ersten Stock könnte für das Museum auf
Mietbasis bereitgestellt werden. Diese Pläne stellt Superind. Coschwitz am 31.10.1912 dem Vorstand vor. Dieser ist begeistert und beauftragt den Vorsitzenden, die
Stadt um die notwendige finanzielle Unterstützung von ca. 10 000 M zu ersuchen. Leider lehnt am 19.1.1913 der Rat das Ersuchen ab und die schönen Pläne lösen sich auf.
In den Kriegsjahren 1914 bis 1918 finden nur zwei Zusammenkünfte statt. Die erste reguläre Versammlung findet 1919
statt, leider enthält das Protokoll kein Datum. Es wird der gefallenen Mitglieder (7) gedacht, ein Kassenbericht gegeben und ein Vortrag gehalten.
Das Jahr 1922 hat mehrere Höhepunkte für den Verein, so besucht die Ortsgruppe Leipzig die Oschatzer Sammlung und es
findet ein Stadtrundgang statt. Gleiches geschieht, als die Oschatzer Landsmannschaft Dresden in Oschatz weilt. Fußweg vom Bahnhof, zum „Löwen“ großer Stadtrundgang
danach Umtrunk auf dem Weinberg bis 21.30 Uhr, danach Fußmarsch zum Bahnhof, Abfahrt 22.45 Uhr!
Wichtigstes Ereignis ist aber am 4.12.1922
25 Jahre Verein für Orts- und Volkskunde
Artikel von George Dörfel in „Der Oschatzer Gemeinnützige“ vom 5.12.1922:
Feier in der Aula der Realschule, leider nur kleine Teilnehmerzahl
Große Vereine, oft kleine Ziele, ich sage oft, kleine Vereine, oft große Ziele.
Vereinsbericht gibt Oberlehrer Vödisch: Ziel des Vereins war und ist es Quellen der Heimatforschung und des Volkstums zu
erschließen und den Heimatsinn zu beleben. Als große Erfolge der Vereinsarbeit hebt er die reiche Sammlung, die vielen Druckschriften und die kontinuierliche
Vereinsarbeit mit 60 gehaltenen Vorträgen hervor. Weiter hat der Verein den Entwurf für den Festumzug zum Heimatfest der Stadt geliefert und zur Gewerbeausstellung
1911 eine Bauernstube des Oschatzer Niederlandes aufgebaut und erfolgreich ausgestellt. Besonders stolz könne man auf das Heimatmuseum sein, das Ziel
und Wunsch vieler Heimatvereine sei.
Leider konnten nicht alle Träume erfüllt werden, so sei die derzeitige Ausstellung der Sammlung sehr beengt, weil das große Vorhaben eines Oschatzer Stadtmuseums
in der Klosterkirche am fehlenden Geld gescheitert sei. Auch habe der Weltkrieg das Erscheinen des fertig geschriebenen Oschatzer Heimatbuches verhindert und eine
derzeitige Drucklegung sei völlig unmöglich. Die Mitgliederzahl an gebildeten Menschen sei zu gering.
Danach ergriff Bgm. Sieblist das Wort und betonte die feste Verbindung von Verein und Stadtrat, die besonders durch Bgm.
Härtwig entstanden sei. Besonderer Dank geht an Herrn Vorsitzenden Vödisch, der mit einer Ehrenurkunde der Stadt überbracht wird:
Herrn Oberlehrer Vödisch
in Oschatz
sprechen wir für die unendliche Mühe, die er seit Begründung dem Verein für Orts- und Volkskunde und
seiner Sammlung gewidmet hat, den herzlichsten Dank aus. Er hat in 25 Jahren mit großen wissenschaftlichen Kenntnissen und unermüdlichem Fleiß die
Geschichte unserer Stadt durchforscht und ein vorbildliches Museum unserer Ortsgeschichte geschaffen. Er hat damit nicht nur in Vergangenheit und
Gegenwart, sondern auch für alle Zukunft viele große Verdienste um Oschatz und seine Bürgerschaft erworben.
Der Stadtrat Oschatz, den 3. Dezember 1922 |
Der Verein stiftet ihm einen schönen Teller.
Hofrat Seifert aus Dresden, Vorsitzender des Landesvereins für Volkskunde und –kunst überreicht eine silberne
Ehrenmedaille. Anschließend hält er den Festvortrag zur Volkskunst und entgeht dabei nicht der Heimattümelei, wenn er vom Brünnlein der Heimat redet und seinen
Vortrag schließt:
Wer dieses Brünnlein trinket der jungt
und wird nicht alt.
In der Vorstandssitzung vom 2. Febr. 1924 spricht sich der Vorstand für die Verschmelzung mit dem Verein für Naturkunde
Oschatz aus, wenn die finanziellen Mittel für den Fortbestand des Museums gesichert werden. Es gibt dann noch ein Hin- und Her über den Beitrag, es werden
Mißverständnisse ausgeräumt. Aber in einer Versammlung deren Datum im Protokoll nur heißt „ abends 6 Uhr im Schwan“ wird die Verschmelzung zum „Verein für Natur und
Heimatkunde“ einstimmig beschlossen. Über den Vorstand und die Arbeit dieses Vereins weiß ich im Moment noch nichts.
Im Januar 1930 stirbt Obl. Vödisch. Es gibt in allen Oschatzer Zeitungen ehrenvolle Nachrufe und zur Beerdigung nach
Radebeul fahren der Bgm. Sieblist und viele Oschatzer.
Im Nachruf heißt es:
„Von allen Dingen ist es aber sein Lebenswerk – neben seiner eigentlichen Berufstätigkeit – was ihn
unlöslich mit Oschatz verband, was seinen Namen unvergeßlich macht, das ist die Gründung des Heimatmuseums, „des Museums für Orts- und Volkskunde“, wie es
sich nennt.“ |
In dieser Zeit war aber schon bekannt, dass das Museum neue Räume in den Obergeschossen der Sparkasse bekommt. Vödisch
konnte den Umzug nicht mehr erleben. Am 16. März 1930 werden die neuen Räume der Öffentlichkeit übergeben.
Es wird ein Museumsausschuss eingesetzt, ihm gehören Schlossermeister Großmann, die Lehrer Käseberg und Wolf an. 1930 übernimmt Prof. Ernst Sigismund die Leitung
des Museums. Er reformiert und modernisiert es gründlich. Es liegen zwei umfangreiche Jahresberichte 1930/31 im jetzigen Museum vor, eine neue gründliche Inventarliste
von ihm und ein gedruckter Museumsführer. Danach fehlen mir weitere Informationen. Das Studium der Inventarliste kann nur mit großer Trauer und Wut über die vielen
fehlenden Dinge erfolgen.
Wir haben also eine gute Tradition fortzusetzen. Fassen wir es an.
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